Der erste Fall von Nessers vielgelobter zehnteiliger Van-Veeteren-Reihe. Etwas angestaubt.
Ein Mordfall, bei dem von Anfang an alles klar scheint: Als Janek Mitter nach einem alkoholreichen Abend aufwacht, findet er seine Frau Eva tot in der Badewanne, offensichtlich ermordet. Er ruft die Polizei, räumt während der Wartezeit ein wenig auf, was ihm später als Verschwindenlassen von Beweisen ausgelegt wird. Denn Mitter ist sich ganz sicher, dass er nicht der Mörder sein kann, auch wenn er sich nicht wirklich an die Nacht erinnert. Einige Stunden fehlen ihm. Was das Gericht als Ausrede ansieht und Mitter wegen des Mordes verurteilt.
Mord am Mörder
Van Veeteren hatte Mitter einmal verhört, aber zu einem Urteil konnte er nicht kommen. Dabei ist sonst auf seinen Radar Verlass, wenn es um Schuld oder Unschuld geht. Doch das Gerichtsurteil setzt seiner Suche nach der Wahrheit sowieso ein Ende. Dann allerdings wird Mitter in der Psychiatrie, in der er seine Strafe verbüßen soll, ermordet. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um denselben Mörder handelt, der auch Eva auf dem Gewissen hat, und so fangen Van Veeteren und sein Team an, jeden Stein umzudrehen. Dabei steht vor allem die Schule im Zentrum, an der Mitter und seine Frau als Lehrer unterrichteten.
Nicht mein Fall
Die Krimi-Serie wurde hochgelobt – aber mein Fall ist jedenfalls dieser erste Fall nicht. Der Protagonist Van Veeteren erschien mir absolut sprunghaft und undurchschaubar, nicht einmal eigenwillig, sondern unsicher und wankelmütig. Die entscheidenden Clues wurden irgendwann einfach aus dem Hut gezaubert, ohne dass man es als Leser:in nachvollziehen konnte, woher Van Veeteren diese jetzt genommen hat. Auch wenn ich für eigenwillige Charaktere durchaus etwas übrig habe, Van Veeteren blieb mir ein totales Rätsel und vor allem eher hohl, leer, eher ohne Charakter. Vielleicht ist der Krimi aus dem Jahr 1993 auch einfach schon zu weit weg von unserer heutigen Realität? Oder man muss mehr als einen Band lesen, um dem Protagonisten näherzukommen.
Håkan Nesser. Das grobmaschige Netz. München, btb 2011. | Det grovmaskiga nätet. Stockholm, Bonnier 1993. Übersetzung Gabriele Haefs (Van Veeteren 1)
