Frankreich, Krimi

Hanjo Ulbrecht. Brandungsrauschen (2021)

Laut Untertitel handelt es sich um einen Bretagne-Krimi – da konnte ich natürlich nicht widerstehen. Beim Lesen habe ich das allerdings beinahe bereut …

Rentner Richard Müller und seine Frau Nanni fahren mit ihrem neu erworbenen Wohnmobil in die Bretagne. In Locquirec hat Nanni nämlich den Auftrag, den Enthüllungsroman des reichen Nicolas Gaillard zu übersetzen. Nicolas Gaillard, ein reicher Erbe, der zunächst eine mustergültige Karriere hingelegt hatte, samt ENA und Staatsdienst, konnte nach dem Mord an seinen Eltern sein Gewissen nicht länger ignorieren und hat die Verwicklung der väterlichen Firma und der staatlicher Stellen in illegalen Waffengeschäften offengelegt. Das hat ihm diverse Anschläge eingebracht, weshalb er sich in die Bretagne flüchtet.

Dubiose Immobiliengeschäfte

Als Nicolas sich in Locquirec auf der Suche nach einem Haus an einen Makler wendet, kommt ihm allerdings einiges sonderbar vor. Er vermutet, dass dieser Makler in Immobiliengeschäfte zur Geldwäsche verwickelt ist. Dass Hausbesitzer so günstig starben, dass die Geschäfte des Maklers schließlich doch noch abgewickelt werden konnten, scheint Nicolas auch sehr verdächtig. Besonders auch, dass die Todesfälle nie wirklich polizeilich untersucht wurden. Dies legt nahe, dass die lokale Polizei ebenfalls verwickelt ist.

Stümperhafter Mordversuch

Nicolas kennt allerdings einen Kommissar, der gerade erst nach Morlaix versetzt wurde und so noch nicht involviert sein kann. Gemeinsam mit Ex-Kommissar Richard Müller wollen sie den Maklern und den Hintermännern das Handwerk legen. Besondere Brisanz erhält der Fall zusätzlich, weil der Makler gerade Markus und seine Freundin hatte entführen lassen. Markus ist der Sohn von Richard Müllers Nachbarn auf dem Campingplatz, seine Freundin Jacqueline arbeitet bei dem korrupten Makler. Die beiden haben Glück, dass die angeheuerten Handlanger der Makler nicht besonders helle sind, sodass der Mordversuch scheitert.

Distanziert und betulich

Leider hat dieses Buch für mich so gar nicht funktioniert. Die Sprache war für meinen Geschmack viel zu steif und betulich, die Story wurde aus der Distanz referiert, sodass ich als Leserin gar nicht wirklich hineingezogen wurde. Der Fall schwankte zwischen „absolut offensichtlich“ und „an den Haaren herbeigezogen“, zwischendurch erhielt das Wohnmobil des Ehepaars Müller und ihre Reise damit einen unverhältnismäßig großen Raum. Einige Stationen der Anreise und auch eines langen Wochenendes wurden ausgiebig erwähnt – leider gelingt es dem Autor an keiner Stelle, den Zauber der Bretagne auch nur annähernd in Worte zu fassen. Die Krimihandlung zerfasert in gähnender Langeweile.

Rentner-Krimi

Ich finde es zwar ganz nett, dass der Autor seinen Traum von einem Rentnerdasein im Wohnmobil in der Bretagne in Worte packen wollte. Auch die Idee, zusätzlich eine Krimihandlung einzuflechten, war grundsätzlich eine gute. Leider haperte es gewaltig bei der Umsetzung. Am Ende ist ein Mischmasch an Rentner-Krimi herausgekommen, der weder Wohnmobilisten noch Krimi- oder Bretagnefans glücklich machen kann. Schade.

Hanjo Ulbrecht. Brandungsrauschen. Ein Bretagne-Krimi. München: Piper, 2021.

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