Krimi, Norwegen

Hanne H. Kvandal. 78° Tödliche Breite – Spitzbergen 1 (2021)

Ein pensionierter Kommissar aus Bergen ermittelt am Polarkreis – und kämpft gegen den Polarkoller.

Einen Mord gab es ewig nicht auf Spitzbergen, darauf ist die Polizei nicht eingerichtet. Als also die Hundeschlittenführerin Frida van Namen die Leiche eines schweizer Geologen findet, beauftragt Sysselmann Mette Møller den Neuzugang in Longyearbyen, Trond Lie. Der ist noch nicht lange im Ort, gekommen ist er, um sich um seinen Enkel zu kümmern, während seine alleinerziehende Tochter gleich mehrere Jobs hat. Gerade pensioniert und seit Kurzem Witwer verbringt er gerne die Zeit mit seinem Enkel Bjarne und unterstützt seine Tochter. Die Kälte allerdings und die ewige Dunkelheit im Januar machen ihm schwer zu schaffen.

Alltag mit Eisbären

Da versprechen die Ermittlungen Ablenkung. Als ortskundige Partnerin stellt der Sysselmann Trond die Holländerin Frida zur Seite, die sich nach vier Jahren auf Spitzbergen nicht nur hervorragend auskennt, sondern auch gut schießen kann. Unerlässlich auf der Polarinsel, wie Trond bereits gemerkt hat, denn nur knapp waren er und sein Enkel eines Morgens einem Eisbären entkommen. Die Warn-App hatte der Neuankömmling da noch nicht auf seinem Handy.

Geologie? Oder Politik?

Das Wetter verhindert gerade Flüge, sodass erst einmal kein Kommissar aus dem zuständigen Tromsø anreisen kann. Gelegenheit also für Trond und Frida, erste Gespräche zu führen. Dabei stehen die Kollegen des ermordeten Geologen Urs Pflügli ganz oben auf der Liste. Das international zusammengesetzte Team kommt Trond seltsam vor, aber ein direktes Motiv findet er nicht. Es gibt auch noch weitere Tote und weitere Eisbären und ein großes Showdown mit allen relevanten Beteiligten – samt Eisbär und jeder Menge Schusswaffen.

Alltag im Polarwinter

Der Krimifall ist in diesem Krimi nicht das beste Element, das sind eindeutig die Einblicke in den Alltag auf Spitzbergen und den Umgang mit der Polarnacht und der permanenten Gefahr durch hungrige Eisbären. Dabei sind es gerade die Details, die alles anschaulich machen: das dauernde An- und Ausziehen der vielen Schichten Kleidung, die vollen Schuhregale neben den Eingangstüren, das Schlittern auf Socken durchs Museum, die Treffen in Siris Grubenbar, die Warn-App für den Eisbär-Alarm im Ort. Diese alltäglichen Dinge, die aber so viel über das Leben auf Spitzbergen aussagen, machen für mich diesen Krimi lesenswert.

Hanne H. Kvandal. 78° Tödliche Breite. München, dtv 2021. (Spitzbergen 1)

Und was meinst du dazu?