Italien, Krimi

Lenz Koppelstätter. Das Flüstern im Eis – Grauner 9 (2024)

Kommissar Grauner tritt zu seinem letzten Fall an – so ist jedenfalls sein Plan. Ein ermordeter Bergretter, das sieht nach dörflichen Querelen aus. Doch der Fall hat mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick aussieht.

Inspettore Claudio Saltapepe und Grauners Assistentin Silvia Tappeiner machen einen Ausflug nach Sulden: Tappeiner will den Wettkampf der beiden Eiskletterinnen sehen, die sich an der Nordwand des Ortlers ein Rennen auf Zeit liefern wollen. Die Iranerin gewinnt gegen die Italienerin, Tappeiners Kletter-Idol, aber auf dem Weg zur nächsten Hütte verschwindet sie. Als die Italienerin die Hütte erreicht, schlägt sie Alarm.

Mord mit Mistgabel

Derweil werden die Bozener Ermittler aber offiziell nach Sulden gerufen, denn in der Turnhalle liegt eine Leiche. Matthias Lechthaler, Chef der Bergrettung und Besitzer einer Kampfsportschule im Ort, wurde offensichtlich mit einer Mitgabel erstochen. Der passende Mist ist auch gleich in der Turnhalle verteilt worden. Commissario Grauner macht sich also auf nach Sulden, das Gespräch mit Staatsanwalt Belli über seine geplante Pensionierung muss warten. Vor Ort warten eine streitbare Bürgermeisterin, die mehr ans Renommee des Dorfes denkt als an den Toten. Sie weist gleich auf einen Bauern hin, der mit Lechthaler im Streit lag wegen der Austragung des aktuellen Wettkampfes. Beim Besuch auf dessen Hof muss Grauner an die Tischtennisplatte, nett kurios.

Ermittlung in eisigen Höhen

Während Tappeiner zu Grauner eilt, um ihn zu unterstützen, übernimmt ausgerechnet der Neapolitaner Saltapepe den Part auf dem Berg, und das sogar gerne. Er befragt die Bergführer und Bergretter, die sich allerdings gerade auf den Weg machen, um nach der iranischen Kletterin zu suchen. Lechthalers hauptsächliches Domizil war ein Zimmer in einer noch höher gelegenen Hütte, auch die muss Saltapepe ansehen – und auch dort übernachten, denn ein heftiges Gewitter verhindert seinen Abstieg. Und am nächsten Morgen kann er nicht widerstehen und muss den Aufstieg zum Gipfel versuchen. Was aber nicht gelingt, den ein neuer Sturm mit viel Schnee zwingt die Kletterer dazu, über Nacht in einem Biwak Schutz zu suchen.

Konkurrenz und Mord

Von der Iranerin wird nur ein Eispickel am Rand einer Gletscherspalte gefunden, sonst gibt es keine Spuren. Aber Saltapepe erfährt, dass die Italienerin ein Stück des Abstiegs mit der Konkurrentin gemeinsam zurückgelegt hat … Ist die Konkurrenz ausgeartet? Und dann liegt noch ein Toter im Hotel des iranischen Teams.

Meisterhafte Mischung

Ein meisterhafter Krimi: die eisige Atmosphäre oben auf dem Berg, dörfliche Gemeinschaft und Streitereien, iranische Geschichte und die Situation für Frauen, besonders Sportlerinnen, im Iran – ein fantastische Mischung und sehr spannend erzählt. Also am besten nur anfangen zu lesen, wenn man ein langes Wochenende Zeit hat dranzubleiben. Oder einfach die Nacht durchlesen, es lohnt sich!

Lenz Koppelstätter. Das Flüstern im Eis. Köln, Kiepenheuer & Witsch 2024. (Grauner 9)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalley.de!

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