Deutschland, Unterhaltung

Heike Wanner. Weibersommer (2013)

Drei Frauen um die 40 fahren gemeinsam ins Allgäu, um sich um den Bauernhof ihres verstorbenen Onkels zu kümmern: Lou, die moderne, Karriere orientierte Innenarchitektin, ihre Schwester Anne, die hauptberuflich Chefarzt-Gattin und Mutter ist, und ihre Kusine Lisa-Marie, idealistische Besitzerin einer Buchhandlung. Beste Freundinnen sind die Frauen nicht, aber schließlich muss sich jemand aus der Familie kümmern. Auf dem Hof warten nicht nur die Tiere darauf, versorgt zu werden, sondern auch ein Familiengeheimnis will entdeckt werden.

Einmal im Monat treffen sich die Zwillingsschwestern Katharina und Helene zu Kaffee und Kuchen, in den letzten Jahren gemeinsam mit ihren Töchtern Lisa-Marie, Anne-Marie und Marie-Luise. Alle tragen den Namen Marie nach ihrer Großmutter, der unbekannten Ahnin, die kurz nach der Geburt der Zwillinge starb und zur Legende wurde. Die Familienzugehörigkeit ist allerdings – neben dem Wohnort Dortmund – die einzige Gemeinsamkeit der Frauen. Berufe, Interessen, Charaktere unterscheiden sich sehr, was immer wieder zu Streit und Diskussionen führt.

Ferien auf dem Bauernhof

Das ist natürlich auch nicht anders, als sich die drei Kusinen auf den Weg ins Allgäu machen. Der Bauernhof ihres Onkels Horst ist verwaist, die Frauen beschließen, sich um die Tiere und den Nachlass zu kümmern. Zwar hat keine von ihnen Erfahrungen auf dem Gebiet, aber glücklicherweise wartet Schwester Bonaventura auf dem Hof. Sie gehört zu einem nahe gelegenen Orden, dem der Onkel sehr verbunden war. Die pragmatische Schwester versorgt die Tiere und führt die Bauernhof-Neulinge in die Arbeit ein. Doch diese Arbeit übernimmt dann ziemlich schnell „Jo“, ein junger Mann auf Jobsuche, den Lisa-Marie beim Einkaufen kennenlernt. Nachdem die Tiere damit gut versorgt sind, können sich die Frauen daran machen, den Nachlass des Onkels zu ordnen. Dabei erweist sich ein Karton mit alten Briefen als sehr spannende Lektüre …

Probleme im Gepäck

Der Tod des Onkels hat die Frauen zwar in Pfronten zusammengeführt, von ihren jeweiligen Problemen lenkt er aber nur kurz ab. Lisa-Marie muss sich mit dem absehbaren Untergang ihrer Buchhandlung auseinander setzen, ihre Online-Suche nach dem Mann fürs Leben hatte auch noch keinen Erfolg. Sie solle sich mal im wahren Leben umsehen, rät ihre Kusine Lou. Die hat mit Christoph endlich den Richtigen gefunden, gemeinsam sind beide glücklich in einem von Beruf und Erfolg bestimmten Leben. Allerdings wartet auf Lou eine Neuigkeit, die ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellen wird. Und Anne hofft, dass ihr ewig beschäftigter und durch Abwesenheit vom heimischen Herd glänzender Gatte bemerken wird, dass sie nicht da ist, dass etwas zu Hause fehlt. Danach sieht es allerdings erst einmal nicht aus, denn Tochter Mia übernimmt vorerst ihre jüngeren Brüder.

Liebeswirren

Mia reicht es dann aber auch und sie steht eines Tages vor der Tür. Und trifft den überaus attraktiven „Jo“. Die Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf – aber nicht ohne Klippen. Die Klatschpresse spielt zwar eine Rolle, Kitsch ist aber glücklicherweise eine recht selten verwendete Zutat in diesem luftig leichten Sommerroman.

Humor – Potentiale nicht ausgeschöpft

Weibersommer ist genau das: luftig leichte Frauenlektüre. Der Stil von Heike Wanner liest sich flüssig runter, potentielle Kitschfallen umschifft sie mit Humor. Der kommt in diesem Roman auch sonst nicht zu kurz, glücklicherweise aber ohne platte Schenkelklopfer. Vielleicht vertieft Wanner auch deswegen die Begegnungen der Großstadt-Frauen mit den Tieren nicht weiter? Potential für weitere Gags wäre ja vorhanden gewesen.

Handlung mit einigen Schwachstellen

Kleine Abzüge gibt es in der B-Note: Das „Familiengeheimnis“ wirkt doch arg an den Haaren herbei gezogen und die Charaktere der Frauen basieren auf Stereotypen. Mit welcher Leichtigkeit zwei der Frauen ihre Leben komplett umkrempeln, ist für an der Realität orientierte Leserinnen auch eher erstaunlich. Vor allem, weil wir an den Überlegungen, die zu den (allerdings nicht sehr überraschenden) Änderungen führen, nicht teilhaben dürfen. So bleibt der Roman eine nette und unterhaltsame Sommergeschichte, die trotz des guten Stils der Autorin eher an der Oberfläche dahin plätschert. Also bestens geeignet für Leserinnen eines „passenden“ Alters, die sich einfach zurücklehnen und unterhalten lassen wollen, ohne sich an der Vorhersehbarkeit vieler Aspekte der Handlung zu stören.

Heike Wanner. Weibersommer. Berlin: Ullstein Buchverlage, 2013.

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