Frankreich, KrimiLiebe

Yann Sola. Tödlicher Tramontane – Perez 1 (2016)

In Banyuls-sur-Mer, gelegen an der französischen Mittelmeer-Küste kurz vor der spanischen Grenze, ist es eigentlich sehr friedlich. Nur der Tramontane, die lokale Variante des Mistrals, sorgt regelmäßig für Nervosität und Unruhe im Dorf. Perez, Delikatessen-Händler am Rande der Legalität und Stadtrat, ist allerdings mehr beunruhigt wegen der Explosion einer Yacht direkt vor der Küste und dem Verschwinden seiner Freundin Marianne. Vor allem Letzteres nimmt er sehr persönlich und beginnt, Fragen zu stellen.

Hobby-Detektiv Perez ist vor allem Genießer, er selber ist sein bester Kunde für die Delikatessen, die er exklusiv aus verschiedenen Gegenden Spaniens importiert – oder besser gesagt: die er auf alten Schmuggler-Wegen ins Land bringen lässt. Der Schmuggel hat eine so lange Tradition an der Côte Vermeille, dass die Einheimischen ihn als Gewohnheitsrecht ansehen. Perez betreibt zur Tarnung ein kleines Restaurant, in dem der Flüchtling und Freund Haziem den Kochlöffel schwingt und einen Teil der Köstlichkeiten zu Mahlzeiten verarbeitet. Immerhin verfügt Perez durch seinen Handel über sehr interessante Kontakte zu den unterschiedlichsten Persönlichkeiten.

Aufruhr in Banyuls

Um den Genuss ging es Perez wohl auch bei seinen Frauengeschichten. Früher. Mit Ende 50 scheint er bei Marianne Finken, einer aus Deutschland stammenden, temperamentvollen Frau, heimisch geworden zu sein. Auch wenn keiner der beiden das so zugeben würde. Immerhin wird Perez alarmiert, als Marianne eine Reihe BHs über die Straße spannt und so für Aufsehen im Dorf sorgt. Es sei ein Protest gegen den geplanten Ausbau des Hafens, lässt sie verlauten. Von solchen Plänen hat Perez noch nichts gehört, dabei entgeht ihm sonst nichts in seinem Heimatdorf Banyuls.

Auf der Suche nach Marianne

Doch noch bevor er dazu viele Fragen stellen kann, explodiert vor seinen Augen eine Yacht und Marianne verschwindet spurlos. Nicht einmal ihre Tochter Stéphanie weiß, wo sich die Mutter aufhält, was in Perez Augen nicht gerade für eine freiwillige Abwesenheit spricht. Er kümmert sich um den Teenager und auch um Freund Haziem, bei dem die Explosion ein altes Trauma geweckt hat. Mehr oder (eher) weniger zu dritt machen sie sich an die Aufklärung der mysteriösen Geschichte, denn der neue Polizei-Chef ist ein Zugezogener und als solcher erst einmal weder vertrauenswürdig noch fähig. Was er dadurch unter Beweis stellt, dass er Perez als Mordverdächtigen festnimmt …

Herausragende Detektivfigur

Mit Perez ist Yann Sola eine sympathische Ermittler-Figur gelungen, die aus dem Rahmen fällt. Weder Kommissar noch Detektiv, weder jung noch dynamisch und selber mit illegalen Geschäften befasst, kommt Perez samt seiner Wampe zwischendurch ganz schön ins Schwitzen. Doch der Genussmensch sorgt rührend für seine Wahl-Familie, liebt seine Heimat und weiß ganz genau, wie er mit seinen Banyulenc reden muss, um etwas zu erfahren oder auch mal um sie nach seinen Wünschen zu manipulieren.

Unterhaltsamer Urlaubskrimi

Tödlicher Tramontane lebt vor allem von dieser Ermittler-Figur und – wie alle Exemplare des Regionalkrimi-Booms – vom Urlaubsfeeling, das das Setting am Mittelmeer verbreitet. Vor allem mit vielen Straßennamen versucht Sola dem Leser ein unmittelbares Orts-Erlebnis zu vermitteln, ergänzt durch einige wenige Beschreibungen zur Gegend, die meisten geschickt in die Handlung integriert. Sprachlich liest sich der Krimi gut, aber eher einfach, die Handlung scheint dabei gelegentlich ein wenig verworren, aber durchaus spannend.

Yann Sola. Tödlicher Tramontane. Ein Südfrankreich-Krimi. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2016.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

Mehr zum Autor und zu seiner Krimiserie auf der Autorenseite Yann Sola.

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