Frankreich, KrimiLiebe

Jean-Luc Bannalec. Bretonische Flut – Kommissar Dupin 5 (2016)

Kommissar Georges Dupin wird am frühen Morgen zu einem Tatort gerufen: In den Fischauktionshallen von Douarnenez wurde die Leiche der jungen Fischerin Céline Kerkrom entdeckt. Eine Leiche vor dem Kaffee – wer Kommissar Dupin kennt, weiß, dass das gar nicht geht. Noch dazu im Gestank der Fischabfälle … Die ersten Fragen zur Leiche stellt darum auch einer der Inspektoren Dupins, der eifrige Kadeg. Dupin führt sich mit einem seiner Standardsätze ein: „Ich brauche einen café“.

Céline Kerkrom stammt von der Île de Sein, doch die Schifffahrt dorthin würde Dupin gerne seinem anderen Inspektor, Riwal, überlassen. Allerdings taucht auf der Insel eine zweite Leiche auf, ermordet auf die gleiche Art und Weise wie Kerkrom: die Delfinforscherin Laetitia Darot. Dupin kann die Fahrt nicht mehr vermeiden. Doch das Wetter ist schön, die Überfahrt ruhig und Dupin ist von der Insel angetan.

Suche nach einem Motiv

Zwei Leichen innerhalb kürzester Zeit setzen Kommissar Dupin und seine beiden Inspektoren unter Druck. In vielen Gesprächen tauchen viele Hinweise auf. Die beiden Frauen schienen befreundet gewesen zu sein und waren öfter gemeinsam mit einem ihrer Boote auf dem Meer. Könnten die Mordfälle mit Schmuggel zusammenhängen? Hatten die beiden Frauen vielleicht endlich Beweise entdeckt? Oder geht es um Umweltverschmutzung, die den Delfinen bei den Inseln schadeten? Oder hängen die Todesfälle doch mit dem jungen Fischer Jumeau zusammen, der mit beiden Frauen eine Art von Beziehung hatte?

Legenden der Bretagne

Zumindest gegen die letzte These spricht ein weiterer Mord an Professor Philippe Lapointe, ehemaliger Virologe, zuletzt aktiv in einem Verein zur Heimatpflege. Doch ist der Zusammenhang zu den beiden anderen Opfern in seinem ehemaligen Beruf zu suchen oder seinem Interesse an allem Bretonischen? Kommissar Dupin bekommt im Laufe der immer hektischer werdenden Ermittlungen nicht nur eine Legende der Bretagne erzählt. Immerhin könnte es auch um einen „Schatz“ gehen, der sicher aus der in der Bucht von Douarnenez versunkenen Stadt Ys stamme … jedenfalls ist Riwal ganz sicher.

Hektisches Stochern im Dunkeln

Mit drei Toten werden die Ermittlungen von Dupin immer verzwickter, es gibt viele Verdächtige, aber keinen konkreten Verdacht. Ein Hin und Her zwischen den Inseln und dem Festland ist eine der Folgen, zu wenig Koffein für Dupin eine weitere.

Mit Dupin ist auch der Leser recht verwirrt im Dickicht der vielen Möglichkeiten, für die dann aber doch keine Beweise zu finden sind. Mitkombinieren ist unmöglich. Die Auflösung des Falles gestaltet sich für Dupin recht dramatisch, ein Gewitter untermalt das Geschehen noch mit der passenden Szenerie. Der Mörder überführt sich eigentlich selber, aber Dupin bekommt ihn nicht. Auch auf andere Weise bleiben Teile der Ereignisse, die zu den Morden geführt haben, im Dunkeln. Dafür scheint zumindest eine bretonische Legende einen kleinen Beleg erhalten zu haben – jedenfalls vorübergehend …

Kriminalistischer Spaziergang durch eine besondere Region

Wie in den bisherigen vier Bänden geht es auch in diesem Roman viel weniger um den Krimi, sondern viel mehr um die Bretagne. Die Krimihandlung bietet den Vorwand, die Landschaft und ihre Inseln zu erkunden, das Wetter hautnah zu erleben, bretonische Legenden und die eine oder andere kulinarische Spezialität der Region kennenzulernen. All das ist auf jeden Fall sehr gut beschrieben, sodass man als Leser gerne Kommissar Dupin bei seinen Ermittlungen von Insel zu Insel und von Café zu Café folgt. Zumal als krönender Abschluss ein köstliches Essen im „Amiral“ in Concarneau winkt.

Jean-Luc Bannalec. Bretonische Flut. Kommissar Dupins fünfter Fall. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2016.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Weitere Infos zum Autor und zur Serie auf der Autorenseite Jean-Luc Bannalec.

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