Guernsey, KrimiLiebe

Jan Lucas. Cyrus Doyle und das letzte Vaterunser – 2 (2017)

Chief Inspector Cyrus Doyle ist seit zwei Monaten zurück auf seiner Heimatinsel Guernsey, der erste Fall – der Mord an seinem Vorgänger im Amt – ist gelöst, als sich Julian Prideaux mit einem verzweifelten Hilferuf an ihn wendet: Er ist überzeugt, dass sein Sohn zu Unrecht für den Mord an seiner Freundin verurteilt wurde.

Als echtem „Guern“ geht Doyle der traditionelle Hilferuf, der „Clameur de Haro“, zu Herzen und er kann sich der Verpflichtung nicht ganz entziehen, auch wenn erst einmal jeder versucht, ihm auszureden, den Mordfall von Anfang des Jahres erneut zu untersuchen. Doyles Vorgänger, Charlie Mourant, eines der Mordopfer im vorherigen Band, hatte diesen Fall überraschend schnell abgeschlossen, andere Verdächtige schien es nicht zu geben. Falls er einen Fehler gemacht hatte, würde das kein gutes Licht auf die Polizei von Guernsey werfen, so die Befürchtungen. Doyle kann sich nicht vorstellen, dass ein paar Nachforschungen die Erinnerungen an ein Mordopfer und einen Freund beschmutzen, deshalb machen ihn die Warnungen erst recht neugierig.

Der alte Fall

Am Anfang des Jahres war die erst 16-jährige Anne Corbin ermordet in einem Waldstück gefunden worden. Ihr Freund Cameron Prideaux hatte kurz vorher Streit mit ihr, weil Anne von irgendjemandem teure Geschenke erhalten hatte, die Existenz eines anderen Mannes leugnete sie allerdings. Für Charlie Mourant und das Gericht reichte es zur Verurteilung.

Der aktuelle Fall

Doch erst einmal müssen sich Doyle und seine Kollegin und alte Flamme Pat um ein paar Einbrüche kümmern: Der Täter entwendete stets nur Bargeld, hinterließ dann aber „als Ersatz“ dieselbe Summe in Spielgeld. Vor einigen Jahren gab es bereits eine ähnliche Serie, die dann aber plötzlich abbrach. Als Verdächtiger kommt eigentlich nur Harry Fournier infrage, der in einem Spielwarengeschäft arbeitet und Guernsey genauso lange verlassen hatte, wie die Einbruchsserie unterbrochen war. Fournier flüchtet allerdings und wird kurze Zeit später erschossen aufgefunden.

Verbindungen?

Da Doyle nebenbei in den alten Akten zum Mordfall Corbin stöbert, entdeckt er eine mögliche Verbindung zwischen den beiden Fällen: Fourniers Tochter, Vanessa, war die beste Freundin von Anne Corbin. Vanessas Eltern sind geschieden, ihre Mutter Nathalie leugnet jeden Kontakt zu ihrem Ex-Mann. Immerhin ergibt sich für Doyle auf diese Weise die Chance, ganz nebenbei auch ein paar Fragen zu dem alten Mordfall zu stellen – die allerdings nirgendwo gut aufgenommen werden und zunächst nichts Neues ergeben. Doch nach und nach entdecken Doyle und sein Team Zusammenhänge, er wird spannend und dramatisch …

Schauplatz Guernsey

Dies ist bereits der zweite Band der Serie, den „Jan Lucas“ (natürlich ein Pseudonym) in 2017 veröffentlicht hat. Der Fall ist ganz interessant, wie die beiden Fälle schließlich zusammenhängen ist spannend dargestellt und routiniert geschrieben – vielleicht ein wenig zu routiniert und verharmlosend? An manchen Stellen ist das Repertoire an Charakteristika ein wenig eingeschränkt, sogar die Hauptfiguren bleiben in diesem Band ein wenig blasser. Im Zentrum steht wieder die Insel Guernsey, wenn sie auch in diesem Fall mehr Schauplatz bleibt als im ersten Band, in dem Geschichte und Traditionen der Insel im Zentrum standen. Trotzdem erfährt man viel über die Insel, kann Doyle bei seinen Fahrten und anhand seiner liebevollen Beschreibungen zu verschiedenen Schauplätzen folgen: für Guernsey-Fans ein absolutes Muss. Für Fans von Regionalkrimis ebenfalls eine Empfehlung, immerhin mal ein anderer Schauplatz abseits der Touristenströme.

Jan Lucas. Cyrus Doyle und das letzte Vaterunser. Berlin: Aufbau Verlag, 2017. (Cyrus Doyle 2)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

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