Martin Kühn hat beschlossen abzunehmen, mit Unterstützung durch das Buch eines neuen Männerhelden. Die idiotischen Ergüsse aus dem Buch dürfen wir auch kapitelweise lesen – äh, war da nicht auch irgendwo ein Kriminalfall?
Während also Kommissar Kühn mit seiner Nulldiät beginnt, sich Gedanken um seine Männlichkeit macht und der Wettlauf um die Beförderung die Freundschaft mit seinem Kollegen Steierer endgültig zerstört, bringt Sebastian eine junge Frau um. Der Leser darf in aller Ausführlichkeit dabei sein, auch Sebastian ist schließlich ein junger Mann, der mit dem Mannsein zu kämpfen hat. Als Polizist am Münchner Hauptbahnhof verleiht ihm die Uniform etwas Selbstvertrauen, ohne sie wird er unsichtbar.
Die Wut des Incels
Doch Nicky sieht ihn und lächelt ihn an, und Sebastian ist verliebt und träumt von Heirat. Nie würde er sich trauen, die Tänzerin in einem zwielichtigen Etablissement anzusprechen. Dazu braucht er die Unterstützung von Hartmut. Der ist etwas älter, bekommt aber auch keine ab und hat sich deshalb in einen Hass hineingesteigert, der Sebastian imponiert. Solange er das nur online in diversen Incel-Foren „auslebt“, findet Sebastian das noch ganz ok. Doch dann will Hartmut Nicky kennenlernen. Sie soll für die beiden tanzen. Doch mehr will sie dann wirklich nicht, was für sie böse ausgeht.
Der Tod als Nebensache
Die eigentliche Ermittlung findet recht realistisch und eher unaufgeregt statt, im Vordergrund des Romans steht ganz klar die Frage nach der eigenen Männlichkeit für die diversen Typen. „Wann ist ein Mann ein Mann“, fragen sich nicht nur Kühn und Sebastian, sondern auch noch einige andere. Als Leserin ist man abwechselnd amüsiert und genervt, die Krimihandlung geht dann doch ziemlich unter. Ist es das, was Männer beschäftigt? Oder wo verläuft hier die Grenze zur tragisch-komischen Satire? Gut, dass wenigstens dem Diät-Guru am Ende der Stöpsel rausgezogen wird!
Die Verlagsseite zum Buch: https://www.piper.de/buecher/kuehn-hat-hunger-isbn-978-3-492-31687-3
Jan Weiler. Kühn hat Hunger. München: Piper, 2019. (Kühn 3)
