Deutschland, Krimi

Jörg Maurer. Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt – Jennerwein 11 (2018)

Kommissar Hubertus Jennerwein und seine kleine Truppe feiern Weihnachten auf Jennerweins Hütte. Was als Auszeit vom Ermittlungsalltag geplant war, wird unversehens höchst dramatisch.

Verena Vitzthum sinniert über Todesarten und betrachtet einen Zünder. Jennerwein und Kollege Stengele stapfen durch Schnee zur Hütte und haben den Schlüssel vergessen. Die hochentwickelten Seidenspinnerschmetterlinge Jjóoglyü und M’nallh landen in einer sehr fernen Zukunft an dieser Stelle und finden einen Metallstift, den sie als Schlüssel identifizieren.

Mehrere Erzählebenen

Mit diesen drei kurzen Szenen beginnt der Krimi und zeigt bereits, was passieren wird: Eine Weihnachtsfeier in der Hütte und eine Bombe – zwei Handlungsstränge, die aufeinander zu laufen? Nein. Was die Bombe mit der Weihnachtsfeier zu tun hat, enthüllt sich erst im Laufe der Handlung – wobei diese Szenen, in denen immer wieder einer der Akteure über Tod und Bomben sinniert, eigentlich nicht so geschehen bzw. höchstens Sekundenbruchteile lang sein können. „Doch alles der Reihe nach“.

Weihnachtsfeier auf der Hütt’n

Jennerwein und seine Kollegen beschließen, ihre Weihnachtsfeier möglichst weitab von ihrem Alltag abzuhalten: am ersten Weihnachtstag in Jennerweins Hütte. Auf unterschiedlichen Wegen nähern sich die Kolleginnen und Kollegen, teilweise mit Alkohol oder anderem Proviant, teilweise mit bestimmten Zwängen wie Höhenangst oder Sicherheitschecks. Eingeladen sind auch Kollegen von der Spurensicherung und die Gerichtsmedizinerin. Die Stimmung ist jedenfalls blendend. Nur der Leser erhält immer wieder düstere Andeutungen – doch aus welcher Richtung droht die Gefahr?

Bombenanschläge

Zur Unterhaltung werden Anekdoten erzählt, Jennerwein berichtet von einem Bombenattentäter während seiner Schulzeit. Wochenlang hatten damals fantasievolle Stinkbombenanschläge die Schule in Atem gehalten, der jugendliche Jennerwein spürte erstmals den Ehrgeiz zu ermitteln … Diese detailliert ausgeführte Story ist mit der Haupthandlung verwoben und legt nahe, dass der damalige Attentäter mit dem aktuellen irgendwie zu tun hat …

Merkwürdig

Der Krimi nähert sich der Krimi-ähnlichen Handlung auf diversen sonderbaren Wegen … geheimnisvolle Männer, die Spuren in den frischen Schnee stapfen, entpuppen sich als Jennerwein und Kollege Stengele; andere Wanderer entpuppen sich als Snowboarder, als Informantin im Zeugenschutzprogramm oder als untergetauchter Ex-Kollege, einer trifft auf die Gruppe, einer wird versteckt, einer kehrt gar unverrichteter Dinge wieder um. Immer wieder düstere Andeutungen – von denen die meisten sich doch als harmlos erweisen und von der eigentlichen Gefahr eher ablenken. Die Geschichte von den Stinkbombenattentaten ist sehr unterhaltsam – was ich vom Rest dieses „Krimis“ nicht wirklich sagen kann. Eine Weile ist es zwar spannend zu rätseln, woher die Gefahr nur wirklich kommt, aber dann wird es eigentlich nur noch abstruser und noch dazu sehr blutig … Und die Seidenspinnerschmetterlinge, die in ferner Zukunft eine neue Kultur auf der Erde begründen … die sagen doch eigentlich sehr viel über den Zustand dieses Krimis – und seines Autors? Als Kabarettist fühlt sich Jörg Maurer vielleicht einem skurrilen Humor verpflichtet. Aber auch das erscheint mir nicht sehr geglückt. Das ist jedenfalls nicht mein Humor.

Jörg Maurer. Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt. Alpenkrimi. Frankfurt: Fischer E-Books, 2018. (Jennerwein 11)

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