Krimi, Norwegen

Kjersti Scheen. Kein Applaus für den Mörder – Margaret Moss 2 (1996)

Ex-Schauspielerin Margaret Moss arbeitet jetzt in Oslo als Privatdetektivin. In diesem Band bietet ihr ein alter Bekannter eine Rolle in einem Musical an, dafür soll sie Augen und Ohren für ihn offenhalten. Bei einer Aufführung wird der Hauptdarsteller auf offener Bühne erschossen. Gibt es einen Zusammenhang?

Noch aus ihrer Zeit als Schauspielerin kennt Margaret Moss den jetzigen Intendanten des Odeon-Theaters. Der ist beunruhigt und bietet Moss eine kleine Rolle an, wenn sie sich dafür unauffällig unter der Belegschaft umhöre, ob diese den Aufstand proben wolle. Wochenlang quält sich Moss mit Fitnesstraining und Proben, zu ihrem Auftrag kann sie allerdings nicht viel herausfinden. Das Musical hat Premiere – und kurz darauf wird der Hauptdarsteller Jan während einer Aufführung erschossen.

Mordmotiv?

Margaret Moss ist natürlich entsetzt. Und misstrauisch, denn auf einmal hat ihr Intendanten-Freund kein Interesse mehr an ihrem Sonderauftrag. Doch jetzt ist Moss‘ Neugierde geweckt. Wer hatte es auf Jan abgesehen? Hatte er wirklich eine Affäre mit Siv, der jungen Frau den Intendanten? Wollte der sich rächen – aber warum hätte er sie dann angeheuert? Oder war es Jans Frau? Die beschäftigt sich mit Wahrsagen und dergleichen, was Moss sofort höchst verdächtig vorkommt.

Mehr Neugier als Auftrag

Bei ihren Ermittlungen wird Margaret Moss nicht bezahlt, aber wenigstens von ihrem Freund, dem verheirateten Fernfahrer Roland unterstützt. Gemeinsam verfolgen sie Spuren, es gibt weitere Tote, noch bevor Moss die Ereignisse logisch zusammensetzen und den Fall aufklären kann. Versteckspiele, Verkleidungen und Verfolgungsjagd inklusive.

Bis dieser Roman zum Krimi wird, vergehen tatsächlich etliche Wochen und Seiten mit Proben, aber ohne nennenswerte Verbrechen oder Nachforschungen. Und auch nach dem Mord gehört Margaret Moss nicht zu den Menschen, die systematisch an eine Sache herangehen. Eher scheint sie als blutiger Laie von ihrer Neugier getrieben zu werden. Dass sie dabei nicht zu Schaden kommt, sondern am Ende zu Erkenntnissen, muss man wirklich dem Zufall zuschreiben. Zumal sie mit ihren Verdächtigungen lange Zeit total danebenliegt.

Krimi? Na ja …

Unter Krimi-Gesichtspunkten eher kein Volltreffer, echte Spannung will nicht aufkommen und die Auflösung des Falles scheint mir am Ende auch eine Nummer zu groß. Und vorherige Hinweise auf diesen Showdown gibt es gar nicht, sodass man eigentlich konstatieren muss, dass diese Privatdetektivin zu Recht so wenig erfolgreich ist.

Literarisches Phänomen aus Norwegen

Gut gefallen hat mir dagegen der Einblick in die norwegische Gesellschaft, wenn auch eine bereits etwas ältere Version von ihr. Kein Applaus für den Mörder ist der zweite Band der vierteiligen Serie mit Margaret Moss. Für den ersten Band hatte Autorin Kjersti Scheen 1994 einen Literaturpreis ihres Verlages gewonnen. Das hat mich neugierig gemacht – und das hat auch die Rezeption bestimmt: weniger als Krimi denn als literarisches oder literaturgeschichtliches Phänomen. Aber wohl eher keines der bedeutenden.

Kjersti Scheen. Kein Applaus für den Mörder. Norwegen-Krimi. E-Book: Berlin: Saga/Egmont, 2020. | Ingen applaus for morderen. Oslo: Gyldendal, 1996. (Margaret Moss 2) Übersetzung Annika Krummacher.

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