Der Mord an einem erfolgreichen Geschäftsmann auf seiner Insel in den finnischen Schären gibt Maria Kallio als ersten Fall als Dezernatsleiterin eine harte Nuss zu knacken.
Zum Ende ihres Mutterschaftsurlaubes machen Maria Kallio, ihr Mann Antti und Töchterchen Iida einen Segeltörn in den finnischen Schären. Auf der kleinen Insel Rödskär wollen sie übernachten. Hier hat die Familie Merivaara begonnen, eine alte Festung wieder bewohnbar zu machen. Und wie es der Zufall so will, ist die ganze Familie Merivaara gerade vor Ort: Anne und Juha, die Eltern, Tochter Riika mit ihrem Freund, Sohn Jiri, Juhas Stiefbruder Mikael. Maria wird nett aufgenommen, trotzdem geht ihr der Tod eines alten Freundes nicht aus dem Kopf, denn Harri kam vor einigen Monaten just auf dieser Insel ums Leben.
Zurück als Chefin
Der Neubeginn in ihrem alten Dezernat, jetzt als Chefin, ist nicht ganz einfach. Marias Konkurrent Pertta hat sie in ihrer Abwesenheit vertreten und jetzt fällt es ihm schwer, wieder einen Schritt zurückzutreten. Doch schon bald bekommt Maria ihren ersten Fall: Juha Merivaara ist auf Rödskär umgekommen, er scheint denselben Felsen herabgestürzt zu sein wie ein knappes Jahr zuvor Harri. Anne Merivaara ist erleichtert, dass mit Maria eine Kommissarin ermittelt, die sie bereits kennt – oder hofft sie, dann leichter etwas verbergen zu können? Jedenfalls übernimmt Anne sehr schnell den Platz ihres Mannes in der gemeinsamen Firma, die umweltfreundliche Bootslacke herstellt. Ist in der Firma ein Motiv für einen Mord zu finden? Oder doch eher im Privatleben? Juhas Stiefbruder Mikael Sjöberg und dessen Mutter sind gerade auch auf der Insel, Mikael hat Juhas Leiche gefunden. Gab es hier Feindschaften? Alte Rechnungen? Juha war auch ganz und gar nicht mit Riikas Freund einverstanden, einem Opernsänger, der nur wenige Jahre jünger ist als er selber. Und Sohn Jiri mit den grünen Haaren entpuppt sich als militanter Tierschützer, der schnell aus diesem Grund bei Maria landet. Könnte er seine Prinzipien auch gegen seinen eigenen Vater brutal vertreten haben?
Herausforderung
Nebenbei bietet der Fall auch emotionale Verwicklungen für Maria: Zum einen muss sie ihre Tochter jetzt bei deren Vater lassen, nach einem Jahr Symbiose kein leichtes Unterfangen, auch wenn der Beruf für sie wichtig ist. Und dann hat sie viel zu viele Sympathien für Mikael Sjöberg, den Segler, der am liebsten auf seinem Boot und unterwegs ist. Das macht die Ermittlungen gelegentlich ein wenig schwierig – ohne dass sie allerdings komplett den Fokus verlieren würde. Schließlich ist sie jetzt die Chefin und hat auch einige dämliche Sitzungen zu bewältigen, die ihr wenig schmecken. Maria lässt sich von dem Mordfall aber kaum ablenken und ist sich auch ganz sicher, dass der Tod Harris im Jahr zuvor mit dem aktuellen Fall irgendwie zusammenhängt.
Beste finnische Spannung
Wieder ein sehr spannender Krimi mit authentischer Ermittlerin und hervorragenden Einblicken in finnische Eigenheiten und das Leben am und mit dem Meer. Wer die Serie noch nicht entdeckt hat, sollte das schleunigst nachholen!
Leena Lehtolainen. Der Wind über den Klippen. Hamburg, Rowohlt 2004. | Tuulen puolella. Helsinki, Tammi 1998. Übersetzung Gabriele Schrey-Vasara (Maria Kallio 6)
