Griechenland, Krimi

Leo Kanaris. Die Toten von Athen – Detektiv Zafiris 2 (2018)

In Griechenland regieren Wirtschaftskrise, Depression und Korruption. Die Mächtigen sind nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, was recht ist, lässt sich selten durchsetzen. Da sind Männer wie Mario Filiotis, Bürgermeister der Insel Astypalea und einer der wenigen, die versuchen, für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz zu kämpfen, echte Ausnahmeerscheinungen. Dass ausgerechnet dieser Mann in Athen bei einem banalen Fahrradunfall ums Leben kommt, kann Detektiv George Zafiris nicht glauben.

Zafiris zählt zu den wenigen Aufrechten im Lande, ebenso wie Kriminaldirektor Sotiriou, der seinen Vorgesetzten nicht traut und deshalb Detektiv Zafiris mit den Ermittlungen beauftragt. Doch die ersten Gespräche, zum Beispiel mit der Witwe Eleni Filiotis, bringen Zafiris nicht weiter, sie ist verbittert und blockt alle Fragen und Wünsche ab. Als allerdings bei der Beerdigung des Bürgermeisters nicht seine Leiche, sondern historische Schmuckstücke im Sarg liegen, scheint das die Mordthese zu untermauern. Einen ersten Ansatzpunkt findet Zafiris, als er die Termine des Bürgermeisters an seinem Todestag untersucht …

Unfall oder Mord die Zweite

Zafiris erhält einen weiteren Auftrag: Anna Kenteri bittet ihn, ihre Schwester Keti, eine begabte Geigerin, zu suchen. Allerdings wird ihre Leiche gefunden, noch bevor der Detektiv mit seiner Arbeit beginnen kann. Ein unabhängiger Fall? Zunächst sieht es so aus, der Ehemann der Toten soll krankhaft eifersüchtig gewesen sein.

Ermittlungen im Sumpf

Mit Hilfe seines neuen Assistenten Haris Pezas ermittelt Detektiv George Zafiris in Athen, auf der Insel, eine Spur führt auch in den Norden Griechenlands. Überall stößt Zafiris auf Ablehnung oder Angst, wer redet, muss sterben. Nach und nach kommen die beiden den Mördern auf die Spur, aber gegen Protektion von „ganz oben“ und rohe Gewalt ist es nicht leicht, dem Gesetz zu seinem Recht zu verhelfen.

Nicht überzeugend

In diesem Krimi zeichnet der Autor ein sehr düsteres Bild von Griechenland, in dem Anarchie und Angst zu regieren scheinen und die wirtschaftliche Krise jeden in Depressionen versinken lässt. Ein überzeichnetes Klischee oder Realität? Das kann ich nicht beurteilen. Der Krimi jedenfalls ist allenfalls Mittelmaß, erzählerisch wirkt er gelegentlich etwas unbeholfen, Fall und Ermittlungen sind ausgesprochen brutal und nicht immer ist alles logisch wirklich nachvollziehbar. Der arg bemühte „Einblick in das Privatleben des Ermittlers“ wirkt wie ein Fremdkörper innerhalb des Krimis, das Personal ist auf wenige Stereotypen reduziert. Der Autor scheint ein Land in einer tiefen Krise, eine gequälte Gesellschaft darstellen zu wollen, leider so unbeholfen, dass der Krimi nicht wirklich überzeugt.

Leo Kanaris. Die Toten von Athen. Ein Fall für Detektiv Zafiris. Berlin: Aufbau, 2018. | Original: Blood and Gold. 2017. Übersetzung Bela Wohl. (Detektiv Zafiris 2)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE!

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