Frankreich, Krimi

Liliane Fontaine. Die Richterin und das Ritual des Todes – 4 (2021)

In einem exklusiven Internat stirbt ein Junge bei einem Aufnahmeritual – doch am nächsten Morgen liegt er in seinem Bett und es wird ein Herzfehler diagnostiziert. Niemand stellt weitere Fragen. Doch ein Jahr später wird eine Schülerin des Internats ermordet und Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt und ihr kleines Team stoßen in der Clique des Mädchens auf eine Mauer des Schweigens.

Als Patricia Hector von einem Ausritt nicht zurückkehrt, vermutet zunächst jeder einen Unfall. Doch der Leser war dabei und weiß, dass erst ihr Pferd und dann sie selber mit Steinen attackiert und schließlich erschlagen wurde. Pathologe und Kriminaltechnik finden das natürlich auch schnell heraus und Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt und Commandant Rachid Bouraada bekommen einen Fall. Mathilde war selber als Jugendliche ein halbes Jahr auf diesem Internat, sie denkt auch sofort an Initiationsriten, aber an der Schule gibt es dafür keinerlei Hinweise.

Die Verdächtigen

Als Verdächtige – mehr für die Leserin als für die Ermittler – wird Patricias Clique dargestellt: Ihr ziemlich totalitärer Anführer Paul, seine Freundin Ophélie, die Russin Tatiana, Thierry, Benjamin, Sahid und Florence. Aber auch das Lehrerkollegium hält Überraschungen bereit. In der Abschlussklasse, der die Mitglieder der Clique angehören, unterrichten hochkarätige Gastlehrer, eine Malerin, ein Olympionike, ein Mathe-Ass – und ein ehemaliger Freund der Untersuchungsrichterin, der sie vor zehn Jahren Knall auf Fall verlassen hatte.

Befragungen im Schloss

Die Ermittlungen im Internat, stilecht in einem Schloss mit weitläufiger Parkanlage untergebracht, gestalten sich eher schwierig. Niemand scheint offen die Wahrheit zu sagen und Pauls Clique glänzt mit hervorragend abgesprochenen Aussagen und schrecklicher Arroganz. Der Direktor der Schule hat vor allem Angst vor den einflussreichen Eltern, die demnächst Anwälte schicken und/oder ihre Kinder abmelden. Da fällt es auch dem eingespielten Team um Mathilde de Boncourt schwer, die Hintergründe für den Mord an Patricia zu ermitteln. Als einer der Lehrer tot aufgefunden wird, scheint es, als könne er ein Motiv für den Mord gehabt haben – aber wer hat dann ihn umgebracht?

Interessant und südfranzösisch

Abgesehen von kleinen Szenen um die Ermittlungen herum, die wohl ein bisschen südfranzösischen Alltag und Savoir-vivre in den Krimi bringen sollen, aber doch ziemlich nichtssagend bleiben, ist die Geschichte gut und durchaus spannend erzählt. Die Charaktere haben sicher noch etwas Luft „in die Tiefe“, aber auch so ist dieser Krimi eine lohnende Lektüre für alle, die keine atemlose Spannung und jede Menge Action suchen. Das Tempo richtet sich hier nach dem südfranzösischen Sommer, zudem bewegt man sich in vornehmen Kreisen. Also gerade der richtige Krimi für entspannte Urlaubstage mit einer geistigen Reise ins Languedoc. Am besten, man deckt sich vorher noch mit Wein, Oliven und Baguette ein, dann kann man sich wegträumen und dabei noch ein bisschen miträtseln.

Liliane Fontaine. Die Richterin und das Ritual des Todes. München: Piper, 2021. (Die Richterin 4)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE!

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