Frankreich, Literatur

Louise de Vilmorin. Liebesgeschichte (2011/1955)

Catherine Valle-Didier und Marise Lejeand, zwei Damen reiferen Alters, treffen bei einem gemeinsamen Urlaub in der Normandie den jüngeren Peter von L. kennen. Beide verlieben sich in ihn und wetteifern um seine Gunst. Bis als dritte Bewunderin Catherines Tochter dazu kommt … dabei ist Peter von L. längst unglücklich vergeben.

In diesem kleinen Roman aus den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts erzählt Louise de Vilmorin eine Geschichte weniger von der Liebe, als vielmehr von Sehnsüchten, vom Buhlen um die Gunst des Mannes, von Versuchen der Verführung, die unweigerlich in Enttäuschung münden müssen.

Unglückliche Liebe wie aus einem Märchen

Bei ihrem Urlaub in der Normandie treffen die beiden Freundinnen Catherine Valle-Didier und Marise Lejeand, beide wohl in ihren Vierzigern, eine ältere Dame. Sie lädt die beiden Pariserinnen ein, die nächsten Tage in ihrem Haus zu verbringen, auch wenn sie selber nicht dort sei. Allerdings weile ihr Enkel in dem Haus und damit die Frauen vorbereitet seien, erzählt sie den beiden die Geschichte ihres Enkels Peter von L., der unglücklich verliebt sei in eine junge Dame in einem fernen Land. Dass dieses Mädchen vor Kurzem verstorben sei, habe man ihm aus Angst vor einem Zusammenbruch noch nicht mitteilen können.

Trostversuche eines vermeintlich gebrochenen Herzens

Die beiden Freundinnen nehmen das Angebot an, ziehen in das Haus und zerfließen erst einmal vor Mitleid mit dem armen, kranken Liebenden. Der erweist sich allerdings als gar nicht so krank, sondern als interessanter junger Mann, den sowohl Catherine als auch Marise gerne trösten würden. Dass Catherine verheiratet ist, scheint nicht weiter von Bedeutung. Die beiden Frauen überbieten sich geradezu in lächerlichem Wettbewerb, dem jungem Mann zu gefallen, verstellen sich, kopieren die jeweils andere… eine Konkurrenz, die bei aller Sinnlosigkeit – denn Peter von L. ist gleichermaßen charmant zu beiden Frauen – fast die Freundschaft zerstört. Erst, als sich auch Catherines Tochter Mathilde in den jungen Mann verliebt, scheinen die beiden Frauen ihren Verstand wiederzufinden.

Stilistische Zeitreise

Diese kleine Geschichte erzählt Louise de Vilmorin aus einer recht distanzierten Perspektive, in eher schlichtem Stil, aber voller feiner, trockener Ironie. Eine Ironie, die dem heutigen Leser leicht entgeht, wenn er sich nicht ein wenig hineindenkt und -fühlt in die Gesellschaft der fünfziger Jahre und ihren literarischen Stil. Ein interessanter, kurzweiliger Ausflug in eine andere Epoche. Das Thema allerdings ist zeitlos: Frauen, die sich für die Aufmerksamkeit eines Mannes verbiegen und sich lächerlich machen.

Gräfin Louise Léveque de Vilmorin (1902 bis 1969) war in den fünfziger und sechziger Jahren in Frankreich eine viel gelesene Schriftstellerin. Sie verkehrte in Intellektuellen-Kreisen und durchlebte selber viele Höhen und Tiefen diverser Liebesgeschichten, zu denen auch Antoine de Saint-Exupéry, Jean Cocteau und André Malraux gehörten.

Louise de Vilmorin. Liebesgeschichte. München: Piper, 2011. | Histoire d’aimer. Paris: Gallimard 1955. Übersetzung Patricia Klobusiczky.

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