England, KrimiLiebe

Michelle Kelly. Mord im stillen Belfrey (2016)

Keeley Carpenter kommt nach ein paar Jahren in Indien und New York zurück in ihren Heimatort Belfrey in der englischen Provinz. In der ehemaligen Metzgerei ihres Vaters möchte sie ein „Yoga-Café“ eröffnen und Kurse geben. Kurz vor ihrer Ankunft wurde in den Räumen ein Mann erschlagen aufgefunden, was Keeley kurz nach ihrer Ankunft erfährt. Ob der Mord irgendetwas mit ihrer Familie oder ihren Plänen zu tun hat?

Als Keeley Carpenter, eine junge Frau in ihren Zwanzigern, in ihren Heimatort zurückkommt, erfährt sie erst dort, dass die ehemalige Metzgerei ihres Vaters zum Schauplatz eines Mordes geworden ist. Auch sie selber steht damit erst einmal unter Verdacht, aber der ist schnell aus der Welt. Den Ermordeten hat Keeley auch nicht gekannt, deshalb hält sich ihr Mitgefühl in Grenzen.

Keeley ermittelt

Doch Keeleys Neugier ist geweckt und so versucht sie, mehr über den Toten und seine Verbindungen in dem kleinen Ort herauszubekommen. Dabei erfährt Keeley fast mehr als ihr lieb ist über ihre eigene Familie und provoziert ihre Mitmenschen, denn sie erhält anonyme Drohbriefe. Zeitweise scheint die ganze Stadt sie des Mordes zu verdächtigen oder sie wegen ihrer Schnüffelei zu verurteilen …

Yogaübungen und Rezepte

Währenddessen kann Keeley erste Yogakurse im Freizeitzentrum des Ortes geben und ihr Yoga-Café macht ganz nebenbei Fortschritte was die Renovierung und Einrichtung etc. betrifft. Natürlich praktiziert auch Keeley Yoga, zur Beruhigung bei den Aufregungen der Ermittlungen, zur Entspannung… Anleitungen für Atemübungen aus dem Yoga folgen vielen Kapiteln, im Anhang finden sich ein paar Rezepte zu Gerichten, die Keeley im Verlauf der Romanhandlung zubereitet.

Mr. Perfect

„Cozy crime“ und englische Provinz – das hört sich doch nett an. Und das „Yoga-Café“ verspricht eigentlich ein bisschen Exzentrizität, Originalität … Allerdings taucht dann bereits im ersten Kapitel Mr. Perfect auf, begleitet von blendendem Sonnenlicht, einem perfekten Äußerem, einem makellosen Charakter – und so viel Zuckerguss, dass die Lektüre von da an sehr klebrig und damit beschwerlich wird. Natürlich ist Ben Taylor der ermittelnde Polizist und ein alter Schwarm von Keeley, natürlich verliebt sich auch Ben sofort in Keeley und natürlich werden die beiden schnell das perfekte Paar. Diese Liebesgeschichte ist so sehr Kitschroman, dass die Krimihandlung keine Chance mehr hat. Sie bleibt Beiwerk, entsprechend oberflächlich und die Auflösung ist dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass man nicht einmal wirklich überrascht ist. Mitraten wäre zwecklos.

Chick lit?

Mord im stillen Belfrey als Kriminalroman zu etikettieren ist irreführend, „Frauenroman mit Krimi-Vorwand“ wäre vermutlich passender. Wenn ich persönlich auch schrecklich enttäuscht war von diesem Roman, wird er sicher seine Leserinnen finden: Wer gerne leichte, oberflächliche Unterhaltung liest, in der sich Mr. und Mrs. Perfect recht problemlos finden, kann getrost zu diesem Buch greifen. Spuren von Tiefgang wird man in diesem Roman nicht begegnen, ebenso wenig allerdings Gefühlen oder Sex. Auch Originalität ist Mangelware, es sei denn, man sieht die (künstlich wirkende) Einflechtung von Yoga und die Rezeptauswahl im Anhang unter diesem Aspekt.

Rezensionsexemplar

Mord im stillen Belfrey habe ich, wie ich ehrlich zugeben muss, nur zu Ende gelesen, weil ich es via NetGalley und Aufbau Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen habe. Ich hatte etwas anderes erwartet, hatte auch noch Aufbau Verlag mit „Anspruch“ in Verbindung gebracht, aber der Markt scheint solche Bücher zu verlangen. Das heißt, es scheint Leserinnen dafür zu geben – prima, jeder soll lesen, was ihm gefällt. Allerdings würde ich mir sehr wünschen, dass in Ankündigungen deutlicher wird, was die Leserin im Buch erwartet!

Und, lieber Aufbau Verlag, dass wenigstens ihr selber das Buch lest und nicht in euren Ankündigungen und Informationen zum Buch der Name der Protagonistin falsch geschrieben ist. Oder ist das eure Form, den „Anspruch“ aufrechtzuerhalten und gegen diese Art von Roman zu protestieren? 😉

Michelle Kelly. Mord im stillen Belfrey. Berlin: Aufbau Taschenbuch, 2016. | Downward Facing Death. New York: Minotaur Books, 2016. Übersetzung Ulrike Seeberger.

Danke für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE!

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