Krimi, Portugal

Luis Sellano. Portugiesisches Blut – Henrik Falkner 4 (2019)

Als die junge Brasilianerin Paula Cardenas Henrik Falkner um Hilfe bei der Suche nach ihrer Mutter bittet, die vor zwanzig Jahren während eines Aufenthalts in Lissabon verschwand, gerät der Ex-Polizist wieder in einen dramatischen Fall. Sein Onkel Martin kannte Paulas Mutter, sie war im Gefolge eines brasilianischen Schamanen nach Portugal gekommen. Doch was ist dann mit ihr passiert?

Ex-Polizist Henrik Falkner hat sich eingelebt in Lissabon. Im Antiquariat, das er von seinem ihm unbekannten Onkel Martin geerbt hat, entdeckt er immer wieder Hinweise auf Verbrechen, die sein Onkel dort als Rätsel versteckt zu haben scheint. Fotos, Karten, Schriftstücke – oder auch Azulejos, alte Kacheln mit Malerei, die aus Mosaiken stammen. Henrik forscht gerade der Herkunft dieser Kacheln nach, als Paula Cardenas vor seiner Tür steht. Vor zwanzig Jahren ist ihre Mutter Cinthya von einer Europareise nicht zurückgekommen, ein Brief von Martin an Paulas Vater hat sie nach Lissabon gebracht.

Hinweise im Antiquariat

Cinthya war mit dem Schamanen Don Alfredo nach Europa gekommen, den sie damals sehr verehrte. Genauso wie scheinbar viele, viele andere Frauen, wie erste Recherchen ergeben. Versteckt im Antiquariat findet Henrik ein Foto mit Cinthya, das ihn auf die Spur dieser anderen Frauen bringt. Abgebildet ist auch Alexandra Morgado, die an einem Seminar Don Alfredos teilnahm und danach offensichtlich ihre beiden kleinen Kinder und dann sich selber ermordete. Ein Gespräch mit Angehörigen ist allerdings nicht möglich, denn ihr Witwer ist Orlando Morgado, ein höchst einflussreicher ehemaliger Oberstaatsanwalt. Noch nicht einmal Polizistin Helena Gomez kann Henrik bei seinen Ermittlungen helfen, denn sie hat sich vor Kurzem von ihm getrennt und den Kontakt abgebrochen.

Alles hängt zusammen

Während seiner Recherchen ist Henrik wie gewöhnlich viel im sommerlich heißen Lissabon unterwegs, redet mit Menschen, beschattet sie und erhält oft unerwartet Hilfe: vom Zufall, aber auch von geheimnisvollen Kräften, die in Lissabon scheinbar Einfluss haben. Henrik sieht seine Theorie bestätigt: Alles hängt mit allem zusammen. Die Hinweise in Martins Antiquariat, die Ermordung von Martins Freund João vor vielen Jahren, die Ermordung von Martin selber und natürlich auch das Verschwinden von Cinthya sowie seine bisherigen Fälle … eine große Verschwörung.

Spannend und menschlich

Auch wenn die große Verschwörungstheorie manchmal ein wenig nervt und auch der Zufall häufiger als in der Realität zum Fortschritt der Handlung beiträgt, ist Portugiesisches Blut wieder ein absolut packender und spannender Krimi! Ganz nebenbei sind immer Eindrücke von Lissabon verarbeitet, nie aufdringlich, aber sie vermitteln dem Leser ein gutes Bild. Dem grausamen Fall steht ein sehr menschlicher Ermittler gegenüber, der zwar die Aktion nicht scheut, aber auch über vieles nachdenkt, es analysiert, kombiniert und mit offenen Augen durch sein Lissabon geht. Auch die anderen Figuren sind gut gezeichnet, bleiben nicht an der Oberfläche eines Klischees hängen, sondern zeigen Charakter. Dazu braucht der Autor nicht mal besonders viele Worte. Ganz nebenbei ist der Sprachstil von Autor Oliver Kern hervorragend zu lesen. Für mich ein echtes Krimi-Highlight.

Luis Sellano. Portugiesisches Blut. Ein Lissabon-Krimi. München: Heyne, 2019. (Henrik Falkner 4)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Mehr zum Autor und zur Serie auf der Autorenseite Luis Sellano.

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