Italien, Krimi

Natasha Korsakova. Römisches Finale – Di Bernardo 2 (2019)

Emile Gallois, gefeierter Star-Pianist, wird nach einer Probe erschossen in seiner Garderobe aufgefunden. Gab es berufliche Neider oder führten private Probleme zum Mord? Commissario Di Bernardo bekommt seinen nächsten Fall in der illustren Musiker-Szene Roms.

Commissario Dionisio Di Bernardo ist gerade damit beschäftigt, ein Haus an der Spanischen Treppe zu observieren, in dem bereits zwei tote Ausländer gefunden wurde. Fast ist er froh, dass die Langeweile unterbrochen wird, allerdings gibt es einen Toten: Emile Gallois, virtuoser Pianist und Liebling der Musikwelt, liegt erschossen in seiner Garderobe, eine Hand zusätzlich zerschmettert. Doch bevor Di Bernardo am Tatort ankommt, explodiert vor dem Gebäude ein Auto – kann das mit dem Mord zu tun haben?

Eine ganz normale Probe

Das Gebäude wird sofort abgeriegelt, Di Bernardo und Kollegen beginnen mit umfangreichen Befragungen. Mariano Ottobre, der Saalwart, ist schwer geschockt, er hat den Toten nach der Probe in dessen Garderobe gefunden. Ottobre bewunderte Gallois sehr, nützliche Beobachtungen hat er nicht gemacht, außer vielleicht dass Dirigent Ephraim Azzaria wütend auf den Hornisten war … Auch die Orchestermitglieder wissen nicht viel zu berichten. Später allerdings lässt Azzaria eine Bombe anderer Art platzen: Er und Gallois waren seit Jahren ein Paar und wollten demnächst heiraten.

Familie

In der Öffentlichkeit ist davon nichts bekannt, Gallois war verheiratet mit Cristina, die aus einer der einflussreichsten Familien Roms stammt. Eine Scheidung wäre undenkbar gewesen. Cristina wusste nichts von Scheidungsabsichten ihres Emile, sie seien glücklich gewesen und hätten gemeinsame, musikalische Pläne gehabt. Sagt sie jedenfalls. Und so verzweifelt wie sie wirkt, ist Di Bernardo geneigt, ihr zu glauben. Allerdings hätte sie auch ein starkes Motiv für den Mord gehabt …

Spuren

Es finden sich weitere Verdächtige: ein Agent, der von Cristina Gallois unter Druck gesetzt wurde, Azzaria, der sich die Wahrheit sehr theatralisch so zurechtbiegt, wie sie ihm gefallen würde, ein alter Freund, der früher auch Pianist werden wollte und von Gallois überholt wurde. Und dann gibt es noch eine Spur in die Vergangenheit, auf die der Leser eher gesetzt wird, als es Di Bernardo gelingt. Der Sohn eines Mafiabosses, der mit Frau und Kindern vor seiner famiglia flüchtet – lange Zeit ist nicht klar, wohin diese Spur führen wird. Bis zur Auflösung gibt es noch eine weitere Tote, viel Verwirrung, Lügen und der Versuch von Cristinas Familie, die Ermittlungen zu beenden. Das kommt für Di Bernardo natürlich nicht infrage, und ausnahmsweise erhält er Unterstützung von seinem Chef Borghese.

Musikalischer Krimi

Auch mit ihrem zweiten Krimi setzt Autorin Korsakova, von Haus aus Violinistin, auf ihre Stärke: die Verbindung zur Musik. Immer wieder – aber wohldosiert – flicht sie Beschreibungen von Musik ein, bei denen man fast schon meint, die Musik aus den Worten zu hören. Und natürlich kennt sie auch die Welt von Agenten, Dirigenten und Musikern, von Eitelkeiten und Konkurrenz. Das verarbeitet sie hervorragend auch in diesem zweiten Krimi mit Di Bernardo. Auch diese Figur eines Commissarios ist ihr gut gelungen, ebenso wie die weiteren Personen, sie wirken sympathisch und interessant. Einziges Manko an diesem Krimi in meinen Augen: Die Spur aus der Vergangenheit wird so weit hergeholt, da musste wohl der Erzählstrang gestreckt werden, damit er von der Länge her aussreicht – vom Inhalt her schafft er das leider nicht.

Römisches Finale ist auf jeden Fall ein spannender und lesenswerter Krimi mit ganz besonderer Musikkenntnis. Für Liebhaber klassischer Musik ein Krimi-Muss, das ich nur empfehlen kann.

Natasha Korsakova. Römisches Finale. Ein neuer Fall für Commissario Di Bernardo. München: Heyne, 2019. (Di Bernardo 2)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

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