Deutschland, KrimiLiebe

Inge Löhnig. So unselig schön – Kommissar Dühnfort 3 (2011)

Eine Leiche in einer verfallenden Brauerei, eine junge Frau, geköpft und ohne Blut. Für den Münchner Kommissar Dühnfort riecht das nach einer Serie, auch wenn es zunächst keinerlei Hinweise gibt. Ein auffälliges Auto führt die Polizei schließlich auf eine Spur, doch so einfach liegt der Fall natürlich nicht.

Gefunden wurde die Leiche von einer anderen jungen Frau: Vicki Senger, die in ihrem Leben bisher schon einiges mitgemacht hat. Gerade scheint es allerdings ganz gut zu laufen, sie macht eine Ausbildung in einem Reisebüro, hat eine winzige Wohnung und hat das Fotografieren von Lost Places zu ihrem Hobby gemacht. Bei einer dieser Fotoexpeditionen in eine verlassene Brauerei entdeckt sie die Leiche, der der Täter den Kopf abgetrennt hat, um sie ausbluten zu lassen. Viele Spuren gibt es nicht, doch ein Fleck von Künstlerfarbe an der Leiche scheint auf einen Maler hinzudeuten.

„Carne“

Kommissar Dühnfort und sein Team gehen den spärlichen Hinweisen nach, und tatsächlich entdeckt Dühnfort, dass vor sechs Jahren in Düsseldorf eine junge Frau auf ganz ähnliche Weise ermordet worden war. Verdächtig war damals ein Kunststudent, doch nachweisen konnte man ihm den Mord nicht. Heute lebt dieser Maler in München, nennt sich „Carne“ und malt blutige Schlachthausszenen. Doch macht ihn das zu einem Mörder?

Das Opfer

Die ermordete junge Frau war Nadine Pfaller, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hatte, weil sie mehr vom Leben wollte. Scheinbar war sie am Tag ihres Todes auf dem Weg zu einer Verabredung – doch bei ihrem Date ist sie scheinbar nie aufgetaucht. Dann findet sich ein Zeuge, der gesehen hat, wie sie in München in einen silbernen Jaguar eingestiegen ist. Das Auto ihres Mörders? Die Anzahl passender Autos in München ist begrenzt und schnell geraten die Freunde René Fuhrmann, ein Schönheitschirurg, und Jobst Wernegg, Leiter einer Stiftung, in das Visier Dühnforts.

Amateurermittlerin

Allerdings lässt der Leichenfund auch Vicki keine Ruhe. Als sie auf einem früheren Foto einen vermeintlichen Hinweis entdeckt, geht sie der Sache auf eigene Faust nach. Dass der Galerist Serge Buthler, den sie telefonisch kontaktiert, sofort nach München kommt, hatte sie nicht erwartet. Dass sie von Werneggs Stiftung die Finanzierung für ein soziales Projekt erhält, das sie betreut, ist nicht nur erfreulich, trotz des Altersunterschieds kommen sich die beiden näher.

Unselig schön

„Unselig schön“ sind natürlich die ermordeten jungen Frauen, die ein bestimmtes Schema für den Täter erfüllen, scheinbar inspiriert durch ein Gedicht Baudelaires, wie Dühnfort herausfindet. Dühnfort selber findet gerade Kollegin Gina unselig schön, das heißt sehr anziehend, aber er will Zusammenarbeit und Freundschaft nicht gefährden, erreicht aber das genaue Gegenteil. Auch seine Ex Agnes ist wieder aufgetaucht und auf ihre Art unselig schön – Ablenkung, die Dühnfort bei diesem Fall nicht gebrauchen kann, denn er befürchtet weitere Opfer.

Blutig und spannend

So unselig schön ist auf jeden Fall eine sehr spannende Lektüre. Der Fall ist mit seinen Hinweisen sehr gut konstruiert, die Personen wirken echt und sympathisch, allen voran die junge Vicki. Sehr gut gelungen ist besonders die Gegenüberstellung des Wahnsinns des Täters und seiner alltäglichen Fassade, die derartige Abgründe nie vermuten lassen würde. Dass ein Gedicht Baudelaires zur Vorlage für einen Mord wird, ist ein besonderer Twist, der mir sehr gut gefallen hat. Mein Fazit: Ich werde die Krimis von Inge Löhnig auch weiterhin empfehlen und unbedingt noch weitere lesen.

Inge Löhnig. 2011. So unselig schön. Berlin: List, 2011. (Kommissar Dühnfort 3)

Weitere Infos zur Autorin und zur Serie auf der Autorenseite Inge Löhnig.

2 Gedanken zu „Inge Löhnig. So unselig schön – Kommissar Dühnfort 3 (2011)“

Und was meinst du dazu?