Italien, KrimiLiebe

Petra Reski. Bei aller Liebe – Serena Vitale 3 (2017)

In Palermo wird ein deutscher Staatsanwalt ermordet – auf dem Straßenstrich der Transvestiten. Ein Mord aus Leidenschaft und peinlichen Neigungen, lautet schnell das Urteil und niemand will so richtig ermitteln. Bis Serena Vitale erfährt, dass der Deutsche gegen die Mafia ermittelte – dann lässt sie der Fall nicht mehr los.

Die sizilianische Staatsanwältin Serena Vitale hat schon häufiger gegen die Mafia ermittelt und kennt Drahtzieher ebenso wie die verschlungenen Wege, auf denen die ehrenwerte Familie operiert. Seit sie sich allerdings um Schlepper und Flüchtlinge kümmern muss, atmet so mancher auf und auch ihre Leibwache konnte reduziert werden. Doch die Staatsanwältin ist hartnäckig und gibt sich nie mit dem Offensichtlichen zufrieden. Das ist auch ihren Kollegen höchst lästig.

Mord im Milieu

Als Vitale vom Tod des deutschen Staatsanwalts Gregor Kampmann erfährt, ist sie zunächst froh, dass sie nicht mehr zuständig ist und ihr Kollege Jerry den Fall übernehmen muss. Allerdings wird ihr schnell klar, dass der Kollege nicht besonders gründlich arbeitet, sondern nur zu gerne das Ergebnis liefert, das erwartet wird. Mord aus einem persönlichen Motiv, ein Flüchtling, der als Transvestit anschaffte, so lautet schnell das Urteil. Einfach, weil alles so aussieht und es jedem so am besten in den Kram passt. Beweise gibt es eigentlich keine.

Verbrechen an Flüchtlingen

Serena Vitale muss sich derweil um den Fall einiger Flüchtlingskinder kümmern, die aus einem Container befreit werden konnten, mit dem sie auf den Weg nach Deutschland geschickt werden sollten. Sie stammen aus einem Flüchtlingsheim, das unter dem Schutz von Don Vito steht – wie konnten sie von dort verschwinden, ohne dass es irgendjemandem auffiel? Wenigstens kann die Staatsanwältin in Italien ihre Verdächtigen abhören und kommt so unerhörten Vorgängen auf die Spur.

Mafia und Flüchtlinge

Während Vitale in Deutschland ist, erfährt sie quasi nebenbei, dass der ermordete Staatsanwalt gegen die Mafia ermittelte. Da kam sein Tod einigen Personen viel zu gelegen, als dass es Zufall sein könnte, findet Vitale und hält Augen und Ohren offen. Parallel wird auch ein deutscher Journalist, Wolfgang W. Wieneke, neugierig, als er über ein Interview Zugang zu einem Flüchtlingslager erhält. Der neue „Pate“ arbeitet derweil in Deutschland, weil sich hier mit Flüchtlingsunterkünften gerade richtig viel Geld verdienen lässt …

Subtile Ermittlungen

Der Leser darf in diesem höchst ungewöhnlichen Krimi nicht nur Staatsanwältin Vitale begleiten, sondern auch mal den Journalisten Wieneke bei seiner Arbeit oder den Mafioso Dino Greco. Dabei geht es nicht immer direkt um den aktuellen Fall und die Ermittlungen, häufig werden Hintergründe entfaltet oder kleinste Hinweise untergebracht. Die übliche Ermittlungsarbeit gibt es bei Serena Vitale nicht, die Überlegungen mit einem Partner oder im Team, wessen Alibi wohl stimmt, wer ein Motiv gehabt haben könnte usw. In diesem Krimi ist der Schuldige eigentlich von Anfang an klar, aber sehr ausführlich erläutert Reski die verschlungenen Wege, auf denen es diversen Mafiosi gelingt, sich an den Flüchtlingen zu bereichern und damit durchzukommen. Dabei entwirft sie atmosphärisch dichte Bilder der mafiösen Strukturen auch in Deutschland, eine klassische Ermittlungsarbeit hat dazwischen keinen Platz. Auch die Ermittlungen der Staatsanwältin finden ihre eigenen verschlungenen Wege, um wenigstens den Mord an dem deutschen Staatsanwalt aufzuklären. Ein Krimi, der einmal nicht auf die schnelle und klare Ermittlung des Täters setzt, sondern eher romanhaft Hintergründe und Zusammenhänge darstellt.

Petra Reski. Bei aller Liebe. Serena Vitale ermittelt auf Sizilien. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2017.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDe!

Weitere Infos zur Autorin und zur Serie auf der Autorenseite Petra Reski.

2 Gedanken zu „Petra Reski. Bei aller Liebe – Serena Vitale 3 (2017)“

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