Frankreich, KrimiLiebe

Pierre Martin. Madame le Commissaire und der tote Liebhaber – 6 (2019)

Zwar hatte Madame le Commissaire Isabelle Bonnet sich vor Kurzem von Bürgermeister Thierry Blès getrennt, aber dass er ermordet wird, nimmt sie trotzdem ziemlich mit. Sie verspricht seinem Vize und Nachfolger, Marcel Perrin, den Mörder bis zur Beerdigung zu finden.

Gerade erst hat sich Isabelle Bonnet in einer Reha von einer kniffligen Rückenoperation erholt – eine Spätfolge des Bombenattentats, das sie von Paris und einem Job bei einer Eliteeinheit zurück ins heimatliche Fragolin im Hinterland der Côte d’Azur führte. Hier wollte sie sich erholen, zu diesem Zweck hat ihr Chef, Maurice Balancourt, ihr kurzerhand ein eigenes Kommissariat im Rathaus von Fragolin eingerichtet. Hier widmet sich Isabelle jetzt, mit Unterstützung von Sous-Brigadier Apollinaire Eustache, ganz besonderen Fällen. Das sind mal Cold Cases aus Toulon, mal Verbrechen ganz in der Nähe oder Aufträge von Balancourt, gelegentlich auch alles gleichzeitig.

Überraschende Gefühle

Zwischen Klinik und Reha hat Isabelle Bonnet die Beziehung zu Thierry beendet, vier Wochen später versuchen beide beim Pétanque die Kurve zu einer Freundschaft zu kriegen. Die Chancen dafür stehen gut, befindet Isabelle. Als sie dann eines Morgens erfährt, dass Thierry am Abend zuvor im nahen Küstenort Sanary-sur-Mer erschlagen worden ist, reagiert Isabelle für sich selbst überraschend emotional. Interessiert beobachtet sie die erste Pressekonferenz des ermittelnden Polizisten, Commandant Richeloin aus Toulon. Der hat nicht nur keine Spuren, sondern wird auch ausfallend – sodass der oberste Hüter der Police nationale, Balancourt, eine Pressesprecherin schickt und zur Aufklärung des Falles eine Sonderkommission einsetzt. Isabelle soll diese Sonderkommission leiten, wie immer lässt sie sich erst einmal bitten.

Spuren

Am Tatort finden auch Isabelle und Apollinaire keine Spuren, aber im Umfeld des Toten. Die Initialen JBD im Kalender geben ihnen Rätsel auf, eine Barabhebung von 30.000 Euro am Tag seines Todes – Erpressung? – und ein Buch auf dem Nachttisch des Toten, das sich mit deutschen Exilanten in Sanary-sur-Mer befasst. Könnte es sich bei JBD um eine Frau handeln? Schließlich war der Tote Frauengeschichten nicht abgeneigt und eine frühere – oder auch aktuelle – Geliebte ist jetzt mit einem einflussreichen, aber korrupten Politiker verheiratet.

Nette Serienkost

Alles in allem ein ganz netter Krimi und ein Wiedersehen mit vertrauten Figuren. Madame le Commissaire ist weniger knallhart als in früheren Bänden, entspricht aber immer noch mehr einer Männerfantasie als einem realen Menschen. Die Fäden all der Spuren sind gut ausgelegt – doch wenn dann die Aufklärung des Falles wie aus dem Nichts kommt, weil die entscheidenden Indizien nicht erwähnt, sondern nur geheimnisvoll umschrieben werden, dann ist das eher enttäuschend für den Krimifan. Eher nette Serienkost als ein Must-read.

Pierre Martin. Madame le Commissaire und der tote Liebhaber. München: Droemer Knaur, 2019. (Madame le Commissaire 6)

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