Frankreich, Krimi

Pierre Martin. Madame le Commissaire und die panische Diva – 8 (2021)

Madame le Commissaire Isabelle Bonnet bekommt einen neuen Auftrag: Sie soll die bekannte Schauspielerin Colette Gaspard von einem Stalker beschützen, der der „Diva“, wie die französische Presse sie nennt, sehr zusetzt. Natürlich ganz inoffiziell, denn der Polizei traut die Diva auch nicht so ganz. Ein Auftrag mit Tücken …

Madame le Commissaire wird von einer Bekannten in Fragolin angesprochen, ihre Zwillingsschwester werde von einem Stalker verfolgt und bedroht. Und als bekannte Schauspielerin und Sängerin wolle sie nicht die Polizei einschalten, da sie fürchtet, dass dann auch die Presse von der Sache Wind bekommt. Und Aufregung kann sie gerade gar nicht brauchen, da ein großes Konzert bevorsteht. Da Isabelle Bonnet gerade nichts anderes zu tun hat in ihrem kleinen Kommissariat in dem provenzalischen Dorf, willigt sie ein.

Der Stalker

So lernt sie am nächsten Tag die Diva, Colette Gaspard, kennen und zieht auch gleich bei ihr ein. Den Erzählungen vom Stalker steht sie zunächst skeptisch gegenüber, denn die meisten Vorfälle lassen sich nicht mehr nachweisen. Doch Haushälterin Marguerite hat Fotos, die beweisen, dass die Diva sich den Stalker nicht ausgedacht hat. Isabelle Bonnet bezieht also ein Zimmer gegenüber dem Schlafzimmer der Diva, ihr Assistent Apollinaire besorgt Bewegungsmelder und Kameras – die sich allerdings immer wieder als zwecklos erweisen. Der Stalker trickst sie alle aus. Er wirft eine Todesanzeige der Diva in den Briefkasten, natürlich mit Kapuze über dem Kopf und abgewandten Gesicht. Am nächsten Tag findet sich ein Trauerkranz am Tor …

Die Diva

Während Isabelle Bonnet bei der Diva logiert, erweist diese ihrem Spitznamen alle Ehre: Champagner schon zum Frühstück, exzentrische Kleidung und extrovertiertes bis aufdringliches Gehabe, die Diva wäre auch einem sexuellen Abenteuer mit Isabelle nicht abgeneigt. Das ist sehr nett geschrieben – bedient aber auch jede Menge Klischees, die die Leserin mit einer Diva assoziieren mag. Diverse große Auftritte inklusive. Oder sollte das satirische Übertreibung sein?

Der Fall

Der Fall legt in diesem Band leider keinen großen Auftritt hin, eigentlich sind es sogar drei Fälle, die – welch ein Zufall – innerhalb sehr kurzer Zeit das Leben der Diva schwermachen. Immer wenn man denkt, dass der Fall gerade gelöst wurde – wenn auch sehr unbefriedigend -, geht der Krimi aber noch weiter. Und es kommt doch noch etwas Kriminelles … Das wirkt wie ein hoppelnder, immer wieder verzögerter Schluss, als ob das Manuskript noch zu kurz war, also schnell noch eine Sache angefügt. Immer noch zu kurz? Dann eben noch einmal.

Geheime Ermittlungen

Auch wenn Madame le Commissaire natürlich nicht als reguläre Polizistin ermittelt, sollten ihre Überlegungen doch nicht vor den Leser:innen geheim gehalten werden. Das wirkt in diesem Band mal wieder besonders ungelenk, als könnte der Autor keine Spannung mehr erzeugen, wenn der Name schon mal genannt wird oder wenn der Verdacht der Kommissarin diskutiert wird. Noch dazu schlägt in diesem Krimi die Vorliebe des Autors für die indirekte Rede wieder durch – was immer wirkt, als habe er sich an dieser Stelle nicht die Mühe machen wollen, den Dialog auszuformulieren. Das war mir im ersten Band der Serie besonders aufgestoßen, inzwischen hatte es sich aber nach meinem Empfinden gebessert.

Auch wenn ich bei dieser Serie immer schon Abstriche gemacht habe, weil Madame le Commissaire doch stark an eine Jane Bond erinnert und einige passende Klischees verkörpert, hat mich bisher das provenzalische Flair darüber hinweggetröstet. Bei diesem Band klappt leider nicht mal das. Schade.

Pierre Martin. Madame le Commissaire und die panische Diva. München: Knaur 2021. (Madame le Commissaire 8)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Mehr zum Autor und zur Krimiserie auf der Autor:innen-Seite Pierre Martin.

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