Krimi, Norwegen

Randi Fuglehaug. Todesfall – Agnes Tveit 1 (2022)

Beim jährlichen Extremsportfestival im norwegischen Voss kommt es in diesem Jahr zu einem Unglück: Beim Fallschirmsprung zur Eröffnung prallt eine der Frauen einfach auf den Boden, ohne Schirm.

Die zahlreichen Zuschauer sind geschockt. Darunter auch Journalistin Agnes Tveit, die die Tote noch aus der Schule kannte. Nach beruflich erfolgreichen Jahren in Oslo ist Agnes erst vor Kurzem in das heimatliche Voss zurückgekommen. Jetzt arbeitet sie für das lokale Blättchen, berichtet von Fußballspielen, schreibt Porträts der Honoratioren – ganz glücklich ist sie damit nicht, doch sie wollte ja selbst unbedingt wieder nach Voss.

Vier enge Freundinnen

Doch als sie jetzt diesen Tod mit eigenen Augen sieht, kann sie die Sache nicht auf sich beruhen lassen, sondern versucht, mehr herauszufinden. Auch wenn ihr Chef sie nicht wirklich mit der Story beauftragt hat. Aber Agnes hat sofort einen Draht zu den drei Freundinnen der Toten, die zeitgleich mit ihr gesprungen waren. Joni, Katten und Gry bildeten mit der Toten schon in der Schule ein Clique, die vielfach beneidet wurde. Auch von Agnes. Leider kennt sie aber nicht mal Gry näher, obwohl die mit Agnes‘ bestem Freund seit Kindertagen verheiratet ist. Der jetzt passenderweise bei der Polizei arbeitet, aber Agnes trotzdem nicht so viel verraten kann, wie sie gerne hätte.

Verdächtige

In Verdacht gerät zunächst der Ehemann der Toten, Stephen, der gerne dem Alkohol zuspricht. In der Eingangsszene wird für uns Leser:innen eine Trennung angedeutet, Motiv genug vielleicht. Aber auch Festivalleiter Birger scheint ein paar Leichen im Keller zu haben. Agnes wühlt mithilfe ihrer Freundin Ingeborg auch in der Vergangenheit der vier Frauen und die beiden fördern so einiges zutage, was womöglich zu einem Motiv führen könnte … aber auch zu einem Mörder?

Krimi mit Plus

Todesfall ist keiner der Krimis, der einen in atemloser Spannung hält. Es ist einer zum Miträtseln, zum Mitkombinieren. Und darüber hinaus ein Roman, der ein interessantes Bild aus der norwegischen Provinz zeichnet. Viele von Agnes‘ Bekannten sind aus der weiten Welt wieder zurückgekeht in ihren kleinen Heimatort – sind sie glücklicher hier? Wir dürfen auch noch Agnes‘ Unsicherheiten und ihren Beziehungsstress miterleben, ihren beruflichen Ehrgeiz, den sie hier nicht ausleben kann … Für mich ein guter Krimi von einer eher ruhigen Art, der auch abseits der Ermittlung Interessantes zu bieten hat.

Randi Fuglehaug. Todesfall. Frankfurt, Fischer 2022. | Fallesjuke. Oslo, Kagge Forlag 2020. Übersetzung Christel Hildebrand (Agnes Tveit 1)

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