Frankreich, Krimi

Remy Eyssen. Das Grab unter Zedern – Leon Ritter 4 (2018)

Nach fünf Jahren Haft wird der wegen Mordes an seiner Tochter verurteilte Paul Simon in einem Berufungsverfahren freigesprochen und kehrt zurück nach Le Lavandou. Die Bewohner des kleinen Ortes sind weiterhin von Simons Schuld überzeugt, aber kurz vor der sommerlichen Hochsaison kann niemand Unruhe gebrauchen. Und die Polizei muss den Fall ganz neu aufrollen.

Während ein paar Uneinsichtige sich zur Bürgerwehr formen und den „Kindermörder“ vertreiben wollen, bemüht sich die Polizei um eine neue Sicht auf die bekannten Fakten. Allen voran Capitaine Isabelle Morell, die Lebensgefährtin des Rechtsmediziners Dr. Leon Ritter. Der stammt ursprünglich aus Frankfurt, nach dem Tod seiner Frau ist ihm in der Provence ein Neuanfang gelungen. Bei der Polizei in Le Lavandou ist er allerdings nicht sehr beliebt, weil er bei seinen Untersuchungen immer sehr gründlich ist und dabei häufig Beweise findet, die gegen eine einfache Lösung des Falles sprechen. Doch im Zweifel ermittelt Ritter auch mal selber.

Vier Tote – vier Fälle?

Die Leiche der kleinen Amélie Simon wurde damals nicht gefunden. Jetzt taucht allerdings auf Porquerolles eine Mädchenleiche auf – doch die Tote war schon 16 Jahre alt und ist bereits vor einigen Jahren ermordet worden. Es handelt sich um Nicole Rosset, die vor vielen Jahren während des Urlaubs in Le Lavandou verschwand. Außerdem wird André Martin tot angespült, scheinbar wurde er während des Sturms von seinem Boot geschleudert. Und auf Porquerolles wird etwas später die Leiche des alten Maurice Bénot gefunden. Vier Tote – vier Fälle? Oder Unfall? Selbstmord? Ritter ist sicher, dass alle Fälle zusammenhängen, er weiß nur noch nicht wie …

Der schöne Schein

Während Polizeichef Zerna gerne eine schnelle und einfache Lösung hätte – Unfall oder Selbstmord, das ist besser für den Tourismus -, untersucht Ritter alle Details an seinen leblosen Patienten. Und diese weisen in eine andere Richtung, der Ritter nachgeht. Dabei bekommt er es in diesem Band auch mit Machtkämpfen in seiner Klinik zu tun: Der Klinikleiter möchte den unbequemen Ritter scheinbar ersetzen, der potenzielle Nachfolger beweist ebenso schnell seine Unfähigkeit (Ritter gegenüber) wie seine erfolgreiche Selbstdarstellung (allen anderen gegenüber). Ein verbreitetes, aktuelles Phänomen in unserer Gesellschaft.

Dramatisches Finale

Am Ende ist es natürlich Ritter, der die entscheidenden Zusammenhänge herstellt und den Täter zur Strecke bringt – wieder mal während eines Sturmes. Der Fall ist gut konstruiert und auf eine subtile Art spannend erzählt, auch wenn alles sehr ruhig abläuft und Ritter immer die Zeit findet, in seinem Lieblingsbistro Chez Minou zu sitzen oder die Landschaft zu genießen. Die spielt auch in diesem vierten Band der Serie um Dr. Leon Ritter die eigentliche Hauptrolle: Immer wieder baut der Autor Beschreibungen der Gegend ein, lässt er den Leser Rosmarin oder Lavendel riechen, die Luft spüren – der Krimi wird zum sinnlichen Erlebnis und somit zu einem schönen Kurzurlaub. Am besten genießt man ihn bei einem Glas Rotwein und stellt sich auch Oliven, Käse und Baguette bereit für das perfekte Provence-Feeling.

Remy Eyssen. Das Grab unter Zedern. Berlin: Ullstein, 2018. (Dr. Leon Ritter 4)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE!

Mehr zum Autor und zur Serie auf der Autorenseite Remy Eyssen.

Ein Gedanke zu „Remy Eyssen. Das Grab unter Zedern – Leon Ritter 4 (2018)“

Und was meinst du dazu?