Frankreich, Krimi

Remy Eyssen, Schwarzer Lavendel – Leon Ritter 2 (2016)

Ende September, die Weinlese steht an und bringt wie jedes Jahr auch viele Studenten als Helfer in die Provence. Als eine deutsche Studentin verschwindet, macht sich zunächst niemand Sorgen. Doch dann wird in einem Weinberg ein mumifizierter Leichnam gefunden, der sich als Studentin entpuppt, die vor vier Jahren verschwunden ist … Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter ist gefragt.

Schon im Prolog bekommt der Leser harte Kost serviert – und einen Wissensvorsprung – und beobachtet den Tod der jungen Studentin Susan Winter. Eigentlich wollte sie nur ein paar Tage bei der Weinlese helfen, doch jemand hatte andere Pläne mit ihr.

Weinberg mit Mumie

Dr. Leon Ritter, der Gerichtsmediziner, der vor rund einem Jahr aus Frankfurt in die Provence gekommen war, bekommt von seiner Tante Odette ein Häuschen mit Weinberg geschenkt. Bei der Besichtigung wird in einem nahe gelegenen Schuppen eine mumifizierte Leiche entdeckt. Entgegen ersten Annahmen, nach der die Tote jahrzehntelang dort gelegen hatte, wo sie ohne fremden Einfluss gestorben war, stellt Pathologe Ritter fest, dass der Tod noch nicht so lange zurückliegen kann und auch keineswegs natürliche Ursachen hatte. Mithilfe der Vermisstenmeldungen findet Capitaine Isabelle Morell heraus, dass es sich um Nicole Savary handelt, die vor vier Jahren verschwand.

Provenzalische Ermittlungen

Nicole half ein paar Tage bei der Weinlese, in dieser Zeit hatte sie ein Zimmer beim Ehepaar Pelletier gemietet – genau wie Susan Winter, deren Verschwinden ihre Schwester Anna schon seit Tagen der Polizei melden möchte. Doch erst als die Leiche von Nicole gefunden wird, beginnt die Suche nach Susan – zu spät, wie der Leser bereits weiß. Aber auch Anna wird verfolgt und beobachtet… Während die Polizei Verdächtige befragt und der Polizeichef wieder die einfachste Lösung wünscht, geht Leon Ritter anderen Spuren nach. Und muss sich auch noch mit Problemen wegen seines neuen Hauses herumschlagen.

Krimis in Serie …

Wie in den beiden anderen Bänden aus der Serie, die bereits vorher gelesen hatte, versteht es Autor Eyssen auch hier wieder, sprachlich gewandt für Atmosphäre zu sorgen. Kleine, geschickt eingefügte Beschreibungen lassen im Kopf die passenden Bilder entstehen. Ein bisschen schade ist es, dass bei der Lektüre des dritten Bandes innerhalb relativ kurzer Zeit das Reihenkonzept zu deutlich wird: Ritter muss irgendeine abenteuerliche Heldentat vollbringen – wobei aber nicht er derjenige sein darf, der brutal wird; Polizeichef Zerna will die einfache Lösung, sodass Ritter selber ermitteln muss, um seine Autopsieergebnisse zu unterstützen; eine Spur führt Ritter dabei immer irgendwie in die Vergangenheit; Eyssen beendet Kapitel gerne mit dem Song, den Ritter gerade auf Radio Nostalgie hört; die Fälle sind besonders grausam, das Finale besonders dramatisch, natürlich mit unmittelbarer Beteiligung Ritters; der Täter findet sich immer im Umfeld Ritters, wird aber fast bis zum Schluss gar nicht verdächtigt. Gerade dieser letzte Punkt nimmt dann ein wenig die Spannung.

Professionell gemachter Krimi

Man sollte also vielleicht die Bände nicht zu schnell hintereinander lesen, doch lesen sollte man sie auf jeden Fall, wenn man Regionalkrimis mag. Autor Eyssen kann mit Sprache sehr gut umgehen und so für Lesefluss und Atmosphäre sorgen. Die Charaktere sind für einen Krimi gut gezeichnet, ein wenig Privatleben spielt immer in den Fall hinein, wird aber nicht dominant. Details und Überlegungen aus der Pathologie sind vielleicht nicht jedermanns Sache, sind aber natürlich wesentlich in einem Krimi, in dem ein sympathischer und integrer Gerichtsmediziner die Hauptfigur ist.

Remy Eyssen. Schwarzer Lavendel. Berlin: Ullstein, 2016. (Dr. Leon Ritter 2)

Mehr zum Autor und zur Serie auf der Autorenseite Remy Eyssen.

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