Sophie Hénaff. Das Revier der schraegen Voegel
Frankreich

Sophie Hénaff. Das Revier der schrägen Vögel – Anne Capestan 2 (2017)

In ihrem zweiten Fall bekommt es Kommissarin Anne Capestan mit einem aktuellen und sehr persönlichen Fall zu tun: Ihr Schwiegervater wurde ermordet. Die Leiche wurde an einem Straßenschild gefunden, das seinen Namen und das Todesdatum trug. Mit ihrer Brigade der ausrangierten Polizisten von Paris macht sich Capestan an die Arbeit.

Kommissarin Anne Capestan leitet in Paris eine besondere Einheit, eine Brigade der Ausrangierten, derjenigen, die im normalen Polizeidienst nicht mehr zu gebrauchen seien, jedenfalls nach Ansicht der hohen Tiere. Alkoholiker, Pechvögel, Nerds, Spielsüchtige, die Autorin einer erfolgreichen Krimiserie … sie bilden das „Kommando Abstellgleis“. Eigentlich sollte es nur Capestans Aufgabe sein, die Kolleginnen und Kollegen irgendwie zu beschäftigen und aus der aktuellen Polizeiarbeit herauszuhalten.

Ein aktueller Fall

Umso überraschter ist Kommissarin Capestan, als sie zum Schauplatz eines aktuellen Mordes gerufen wird. Zwei andere Brigaden sind auch bereits vor Ort und haben die ersten Routinen in Gang gesetzt. Doch als Capestan das Opfer sieht, weiß sie, warum sie gerufen wurde: Der Tote ist ihr Schwiegervater. Serge Rufus war selber ein hohes Tier bei der Polizei, die Kriminalbrigade will natürlich ermitteln, der Ruf eines der ihren darf keinesfalls beschmutzt werden.

Hintergrundwissen

Doch Capestan weiß, dass ihr Schwiegervater mindestens ein unangenehmer Mensch war, dem Gewalt gegen den eigenen Sohn nicht fremd war … Paul Rufus, Capestans Noch-Ehemann, die beiden leben aktuell getrennt, war einst ein bekannter Komiker, eine Karriere, die vor den Augen seines Vaters keine Gnade fand. Dass der Sohn sich gerächt hat, zieht Capestan allerdings nicht in Erwägung.

Wiedersehen mit dem Ex

Der Tod des Vaters liefert Capestan einen Grund, den Sohn endlich einmal wiederzusehen – und sie ist hin und her gerissen zwischen der Freude darüber und der Nervosität, die Nachricht von dem Mord zu überbringen … Eine Zerrissenheit, die sie eigentlich den ganzen Krimi hindurch nicht verlässt und die von der ungewöhnlichen Ermittlung durch drei unterschiedliche Brigaden noch verstärkt wird. Denn natürlich erfährt Capestan nie alles, was die anderen herausfinden, immer fehlen die entscheidenden Seiten.

Team der Individualisten

Ihre Brigade ist von alldem auch nicht sehr begeistert, vor allem die persönliche Verbindung ihrer Chefin zum Mordopfer, die undurchsichtige Rolle, die sie mal wieder spielen sollen – und haben sie gegen die ermittelnde Kriminalbrigade überhaupt irgendeine Chance? Doch die schießen sich schnell auf eine Richtung ein und ignorieren andere Hinweise. Eine Vorgehensweise, die es der Brigade Abstellgleis ermöglicht, die besonderen Fähigkeiten jedes Einzelnen einzusetzen und so den Fall natürlich aufzuklären.

Spaß und Spannung

Wie schon in ihrem ersten Band (Kommando Abstellgleis) hat die Journalistin Sophie Hénaff auch im zweiten Band der Serie einen sehr spannenden und sehr humorvollen Krimi geschrieben. Die persönliche Komponente ist so weit auch gut eingearbeitet, ohne zu sehr zu psychologisieren. Sie gibt jedenfalls der Story einen anderen Dreh als in ersten Band, auch wenn die Demontage eines hohen Polizeibeamten wieder Thema des Falls ist. Leider steht dabei Capestan so sehr im Mittelpunkt der Ereignisse, dass die Eigenheiten ihrer Truppe ein wenig zu kurz kommen. Ich finde, die hätten mehr Raum verdient, tragen sie doch den besonderen Humor des Krimis.

Fazit: Ein bisschen anderer Schwerpunkt als im ersten Band, aber auf jeden Fall macht der Krimi beim Lesen genauso viel Spaß und ist noch dazu spannend und kann mit netten Überraschungen punkten!

Sophie Hénaff. Das Revier der schraegen Voegel

Sophie Hénaff. Das Revier der schrägen Vögel. München: Random House, 2017. | Rester Groupés. Paris, 2016. (Anne Capestan 2)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

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