Nach zwanzig Jahren kommt ein alter Mord wieder hoch, als der geständige Mörder zurückkehrt.
Olof Hagstöm hat vor zwanzig Jahren den Mord an Lina Stavred gestanden, damals war er vierzehn. Ein Gerichtsverfahren hat es nie gegeben, der Junge kam in diverse Erziehungsheime und wurde in Ådalen nie wieder gesehen. Als er jetzt beruflich in die Gegend kommt, werden alte Ängste wach, aber auch Neugier, wie es jetzt hier aussieht. Er fährt zum Haus seines Vaters, mit dem er seit damals nicht mehr gesprochen hat – und findet diesen ermordet in der Badewanne. Sich schnell wieder davonzumachen klappt leider nicht.
Tillbaka
Die junge Polizistin Eira Sjödin ist vor Kurzem aus Stockholm zurückgekehrt, um ihre demente Mutter zu unterstützen. Als sie auf den Fall des ermordeten Hagström senior angesetzt wird, kommen bei ihr nach und nach ein paar Erinnerungen hoch. Sie war damals noch ein Kind, niemand hat mit ihr über den Mord an Lina geredet. Und jetzt möchte sie natürlich den aktuellen Fall aufklären, aber auch den alten. Dafür wühlt sie sich durch die alten Ermittlungsunterlagen und Protokolle. Und muss feststellen, dass auch ihr Bruder damals zu den Verdächtigen gehörte.
Atmosphäre und Tiefe
Zu den Ermittlungen gibt es viel Hintergrund, der den Krimi erst so richtig lesenswert macht: Die Figuren sind hervorragend gezeichnet, durch die Perspektivwechsel erhält man gute Einblicke in verschiedene Charaktere. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Gegend, die sich nach dem Niedergang der Holzwirtschaft nicht mehr erholen konnte, die damit einhergehende Arbeitslosigkeit der Älteren und die Perspektivlosigkeit der Jugendlichen, Alkoholmissbrauch, da kommt einiges an Sozialkritik zusammen. Das alles entfaltet die Autorin als ausführliches Panorama, das einen vielschichtigen und atmosphärisch dichten Hintergrund zu den Ermittlungen bildet.
Ausgezeichnet
So ist der Krimi auch nicht spannend durch Actionszenen oder Horrorszenarien, sondern seine Spannung liegt ein bisschen unter der Oberfläche: Wie geht die sympathische Eira mit all den Problemen um, die sich ihr in ihrem Heimatort täglich stellen? Und wie mit den Jungspunden von Kollegen, die gerne hier oben einen ruhigen Praktikumsplatz annehmen, wenn es mit Stockholm nicht geklappt hat?
In meinen Augen jedenfalls ein sehr guter Krimi, der seine Auszeichnungen in Schweden verdient hat!
Tove Alsterdal. Sturmrot. Hamburg, Rowohlt 2022. | Rotvälta. Stockholm, Lind Co 2020. Übersetzung Hannah Granz (Eira Sjödin 1)
