Krimi, Norwegen

Trude Teige. Totensommer – Kajsa Coren 3 (2016)

Fernsehjournalistin Kajsa Coren hat sich mit ihren Kindern in das von ihrer Tante geerbte Haus zurückgezogen, um ein Buch zu schreiben. Und um sich von einem traumatischen Erlebnis zu erholen, deren Nachwirkungen ihr und vor allem ihrem kleinen Sohn Anders sehr zu schaffen machen. Doch dann wird in Losvika der Deutsche Gert ermordet, der seit Jahrzehnten hier seine Ferien verbrachte. Und Kajsa forscht nach alten Verbindungen mit Deutschen …

Gert wohnte bei seinen Aufenthalten im Ort immer bei Jenny, einer älteren Frau, die im Gegensatz zu vielen anderen keine Vorurteile gegen Deutsche aus dem Krieg bewahrt hat. In einem rückblickenden Erzählstrang erfahren die Leser:innen, wieso: Gerhard gehörte damals zu den deutschen Besatzern, als er die junge Jenny kennenlernte und sich beide ineinander verliebten. Eine Liebe, die streng geheim gehalten wurde, denn am Schicksal ihrer besten Freundin Ada, die sich ganz offen mit einem Deutschen traf, konnte Jenny sehen, wie wenig dies in ihrem Dorf und ihrer Familie geduldet werden würde.

Alte Geschichten aktuell

Mittlerweile sind seit dem Zweiten Weltkrieg aber etliche Jahrzehnte vergangen, in denen Gert regelmäßig seine Ferien in Losvika bei Jenny verbracht hat. Wieso ist in diesem Jahr etwas anders? Und haben auch die Schmierereien im Ort etwas mit dem Mord zu tun? Jenny trauert sehr und zieht Kajsa ins Vertrauen, die als Kind eine Weile im Ort gewohnt hatte. Die alten Geschichten wecken ihre Neugier, besonders das Schicksal Adas hat es Kajsa angetan. Denn Ada lebt nicht mehr im Ort, sondern ist irgendwann einfach verschwunden. Während also Kajsa in alten Geschichten wühlt, reist ihr Lebensgefährte Karsten an, um den aktuellen Fall aufzuklären.

Spannung mit Geschichtslektion

Ein sehr spannender Fall mit einer Geschichtslektion aus einer Ecke Europas, die bei der Aufarbeitung von deutscher Besatzungszeit bei uns nicht im Fokus steht. Leider bleibt aber auch die norwegische Sicht auf diese Zeit hier ein wenig oberflächlich, doch für einen Krimi ist das schon sehr gut gemacht. Autorin Trude Teige, einst selber (Fernseh-)Journalistin, verknüpft gekonnt historische Ereignisse und Familiengeschichte, die bis in die Gegenwart reichen. Wer also Interesse an Norwegen hat: Hier ist der Krimi dazu!

Schade für uns, dass zwei vorherige Bände aus dieser Serie noch nicht übersetzt sind. Das merkt man am Anfang besonders deutlich, wenn die Verstörtheit des Sohnes angesprochen wird und auf eine gemeinsame Erfahrung – von Gefangenschaft? – Bezug genommen wird. In meinen Augen eine Unsitte, eine Serie so auseinanderzureißen. Sehr schade.

Trude Teige. Totensommer. Berlin: Aufbau Verlag, 2016. | Svik. Oslo: Aschehoug, 2012. (Kajsa Coren 3) Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann.

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