Krimi, Spanien

Ulrich Brandt. Iberische Hitze – Dolf Tschirner 1 (2015)

Rentner Dolf Tschirner wird gebeten, den Selbstmord eines Bekannten zu untersuchen. Dabei behindern ihn nicht nur die andalusische Hitze und der Alkohol, sondern bald auch einflussreiche Männer und deren brutale Handlanger. Geht es um Drogengeschäfte?

Adolf Tschirner, genannt Adolfo oder Dolf, ist Ende 60 und lebt schon seit Jahrzehnten im spanischen Cartagena. Er hat schon einiges hinter sich, war mal Unternehmer, aber auch Wachmann, war mal verheiratet und Vater – davon ist ihm immerhin eine Schwiegertochter geblieben. Santes arbeitet in einem Reisebüro und kümmert sich um ihren Schwiegervater so gut es geht. Der Alkohol und ein Leben am Existenzminimum bergen natürlich Risiken.

Selbstmord

Santes hofft, dass eine Aufgabe Dolf wieder ein Ziel geben könnte, deshalb bittet sie ihn, einer Freundin zu helfen: Conchas Mann Tomás wurde sechs Monate zuvor tot in der gemeinsamen Apotheke gefunden. Die Polizei hat den Todesfall schnell als Selbstmord zu den Akten gelegt. Doch Concha kann oder will das nicht glauben, das hätte Tomás ihr und den Kindern nicht angetan. Sie will mehr wissen, mehr zu den Hintergründen, will wissen, ob es vielleicht doch ein Mord war. Dolf sträubt sich nicht lange.

Hartnäckig

Bei seinen Ermittlungen tastet er sich langsam voran, liest die Ermittlungsprotokolle, versucht mit Beteiligten zu sprechen, mit der Pathologin genauso wie mit Tomás Kollegen. Er hat keinen offiziellen Status, wirkt auch nicht besonders vertrauenerweckend, sodass er sich einiges einfallen lassen muss. Doch Dolf bleibt hartnäckig, erst recht, als er einige unmissverständliche – sehr brutale – Warnungen bekommt.

Spuren

Die ersten Spuren führen ins Drogenmilieu, aber auch in Tomás Nebenjob im Segelclub scheint nicht alles problemlos gelaufen zu sein. Ein Törn, bei dem er nachweislich Skipper war, ist plötzlich aus allen Aufzeichnungen verschwunden. Was ist da passiert? Kann etwas aus dieser Zeit Tomás in den Selbstmord getrieben haben oder Grund für einen Mord geliefert haben? Immerhin begreift Dolf schnell, dass er bei diesem Fall einen klaren Kopf braucht und stellt das Trinken ein, sehr zur Freude von Schwiegertochter Santes.

Na ja

Dass der Autor ein erfahrener Drehbuchautor ist, merkt man der Sprache an, die Szenen erinnern häufig an Filmszenen – leider bleiben sie auch genauso an der Oberfläche. Im Film hätten die Figuren durch ihr Verhalten vielleicht eine Art Persönlichkeit, im Krimi gelingt dies nicht. Auch der alte Säufer Dolf ist kein Sympathieträger, eher versucht er in James-Bond-Manier, sich gegen alle Widerstände zu behaupten. Das ist sehr oft einfach unnötig brutal, der Story bringt das nichts. Die andalusische Hitze vermittelt der Krimi noch ganz gut, alles scheint in der sengenden Sonne verdorrt, auch die Menschen, Gedanken, Gefühle und das ganze alltägliche Leben. Hier ist nichts malerisch, nicht mal irgendwie atmosphärisch interessant. Obwohl der Fall eigentlich sehr interessant konstruiert ist, sind das Setting und die Figuren leider nicht besonders gelungen.

Ulrich Brandt. Iberische Hitze. Berlin: Aufbau Verlag, 2015. (Dolf Tschirner 1)

Mehr zum Autor und zur Serie auf der Autorenseite Ulrich Brandt.

Und was meinst du dazu?