Deutschland, Historisch, Krimi

Uta Seeburg. Der falsche Preuße – Gryszinski 1 (2020)

Der preußische Hauptmann Wilhelm von Gryszinski arbeitet im Jahre 1894 als Ermittler bei der bayerischen Polizei in München. Er ist großer Fan der neuen Methoden der Kriminalistik, die sich langsam entwickeln. Doch in seinem ersten Fall bringen diese ihn nicht wirklich schneller voran.

Gryszinski soll in München die neuen Methoden der Spurensicherung einführen, weshalb er auch als Preuße in den Diensten des bayerischen Königs steht. Dass seine Arbeit bisher aus langweiligem Aktenstudium in einem winzigen Bureau besteht, gefällt ihm natürlich nicht besonders. Deshalb freut er sich beinahe, als er endlich einen Toten gemeldet bekommt: Ein Junge hat in einem Park einen toten Mann gefunden, gekleidet nur in Unterwäsche und einen Umhang mit Vogelfedern.

Ein Elefant am Tatort

Mitsamt einem „Tatortkoffer“ macht sich Gryszinski auf den Weg, um seine neue Kunst anzuwenden. Zuerst muss deshalb der Tatort ganz genau abgezeichnet und auch fotografiert werden. Alle Fußspuren müssen gesichert werden, alle Fundstücke eingesammelt. Die Ergebnisse sind allerdings eher verwirrend: Wie kommt ein einzelner Fußabdruck eines Elefanten an den Tatort? Die übrigen zahlreichen Fußabdrücke können nicht zugeordnet werden, auch ein Knopf und ein einzelner Handschuh geben nichts preis.

Bierbeschauer und Brauerei-Erbe

Immerhin finden die Ermittler heraus, dass es sich bei dem Toten um den Bierbeschauer Valentin Sperber handelt. Der hatte von Berufs wegen bisweilen Streit oder auch mit einem gehörnten Ehemann, denn Sperber war bei den Damen sehr beliebt. Sollte hier ein Motiv für den Mord zu finden sein? Aber was sollte dann der Umhang mit den Federn? Der führt Gryszinski zu Eduard Lemke, einem reichen Preußen, der gerade die Einweihung seines neuen Palastes in Bogenhausen gefeiert hatte. Dabei trug seine Frau, eine Brauerei-Erbin, einen Feder-Umhang, wie ein Zeitungsartikel verrät.

Spielereien

Allerdings leugnet Lemke, dass er das Opfer kannte. Lieber spielt er mit Gryszinski Spielchen, führt die diversen exzentrischen Räume seines Hauses vor und gibt sich jovial. Dabei berichten Zeugen, dass Lemke und Sperber in der Brauerei Streit hatten – ging es um das neue Bier, das Lemke in der Brauerei seines Schwiegervaters einführen und sogar patentieren lassen wollte? Aber wieso der Umhang mit den Federn? Dass Lemke noch ganz anderes auf dem Kerbholz hat, erfährt Gryszinski vom deutschen Gesandten in München, der ihn als Spion auf den Selfmade-Man ansetzt.

Authentisch und stimmig

Dieser historische Krimi kommt wunderbar stimmig daher: Alles wirkt sehr gut recherchiert und authentisch, auch die Sprache passt sich ein wenig der langsameren Gangart der Zeit an. Weder atemlose Spannung noch eine zu moderne oder zu hektische Sprache hätten hier gepasst, das hat die Autorin sehr gut umgesetzt. Wer also im Krimi nicht unbedingt Action sucht, sondern gerne mal einen Blick in die Vergangenheit wirft, wird hier sehr gut unterhalten!

Uta Seeburg. Der falsche Preuße. Hamburg: HarperCollins, 2020. (Gryszinski 1)

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