Krimi, Schweden

Voosen/Danielsson. Der rote Raum – Nyström/Forss 9 (2021)

Nach dem großen Finale am Ende des vorherigen Bandes konnte man fast befürchten, dass damit auch das Ende für Ingrid Nyström und Stina Forss gekommen ist. Glücklicherweise ist dem nicht so – aber ganz ohne Zäsur konnte die Serie natürlich nicht einfach weitergehen.

Stina Forss hat sich mittlerweile nach Stockholm versetzen lassen, doch auch im Bereich Organisierte Kriminalität dort folgt sie ihrem fatalen Hang zu spontanen Alleingängen. Als dies gründlich schiefgeht, versetzt ihr Chef sie zur Reichsmordgruppe. Sie wird nach Kiruna geschickt, wo sie den merkwürdigen Mord an einem zwielichtigen Automechaniker aufklären soll. Der war zwar von seiner Hebebühne zerquetscht worden, aber da ihm die Leber fehlte, konnte es wohl kein Unfall gewesen sein.

Neuzugang in Växjö

In Växjö hat auch Anette Hultin die Truppe von Hauptkommissarin Ingrid Nyström verlassen. Als Ersatz ist Sara angetreten, bildschön und frisch von der Polizeihochschule. Lasse und Hugo gockeln gewaltig, aber die junge Kollegin zeigt bald, dass sie auch nicht auf den Kopf gefallen ist. Das Team bekommt es ebenfalls mit einem Mord zu tun: Im ersten Hochhaus Växjös wird die Leiche von Adam Arlemark gefunden. Er liegt mit ausgebreiteten Armen in seiner Wohnung, mit einem Kopfschuss und aufgeschlitztem Brustkorb – statt seines Herzens findet die Pathologin einen Brocken Mondgestein.

Düstere Vergangenheit

Während Lasse und Sara die Laufarbeit übernehmen, Nachbarn befragen vor allem, sitzt Hugo vor dem Rechner und versucht Smartphone und Laptop des Toten zu knacken. Doch als Datenanalyst hat der Verstorbene seinen Laptop gut gesichert und sein Smartphone gut gelöscht. Oder war das der Mörder? Der einzige Verwandte des Toten ist sein Bruder Tomas, der massive psychische und kognitive Probleme hat. Als Ingrid die Todesnachricht überbringt, stellt sie fest, dass er das Elternhaus vollkommen zugemüllt hat. Es stellt sich auch heraus, dass die beiden Brüder die einzigen Überlebenden einer Familientragödie waren: Die Eltern wollten sich und ihre vier Kinder umbringen, die beiden Brüder überlebten, Tomas mit einem Hirnschaden.

Befindlichkeiten

In Växjö geht es also viel um psychologische Befunde, auch Kommissarin Ingrid Nyström kämpft immer noch gegen ihre eigenen Dämonen und weiß nicht, ob sie überhaupt noch als Chefin geeignet ist. Sara versucht sich einen Platz im Team zu erkämpfen, der sie nicht auf ihr Aussehen reduziert, und Hugo sieht sich als Feminist und hat keine Ahnung, wie er als solcher der süßen Sara sein Interesse klarmachen soll … Die Aufklärung des Falles geht zunächst eher schleppend voran, bis Hugo auf einen Chat des Opfers stößt, der Ingrid nach Kiruna führt.

Parallele Ermittlungen

Dass es dieser Band aus der Serie schwer haben wird nach dem furiosen Finale seines Vorgängers, ist ja eigentlich klar. Mithalten kann er auch nicht wirklich, aber trotzdem ist der Übergang zu weiteren Fällen nicht schlecht gelöst. Wie hier zwei parallel laufende Ermittlungen sich schließlich überschneiden – bzw. dann auch wieder nicht wirklich -, das ist sehr gut gemacht. Und wie immer absolut spannend. Dass Stina zu Gewalt und zu gewaltigen Verletzungen neigt, ist ja nichts Neues, sondern wird von den Leser:innen wohl inzwischen erwartet.

Mein Fazit: Man merkt zwar, dass hier ein neuer Anlauf genommen werden muss, aber dafür ist der Krimi sehr gut gemacht, sehr spannend erzählt und wie immer mit interessanten Einblicken in die schwedische Gesellschaft.

Roman Voosen, Kerstin Signe Danielsson. Der rote Raum. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2021. (Ingrid Nyström/Stina Forss 9)

Mehr zu den Autoren und ihrer Krimiserie auf der Autorenseite Danielsson und Voosen.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE!

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