Dänemark, Deutschland, Krimi

Anette Hinrichs. Nordlicht – Die Spur des Mörders – Boisen/Nyborg 2 (2020)

In Flensburg wird eine Leiche gefunden, brutal zu Tode getreten. Wer würde einem Rentner so etwas antun? Oder geht es um eine politische Tat? Der Tote gehörte der dänischen Minderheit an und die Medien und Politik werden nervös. Kein leichter Fall für Hauptkommissarin Vibeke Boisen und ihren dänischen Kollegen Rasmus Nyborg.

Das Opfer, Karl Bentien, ein pensionierter Lehrer, wurde am Fuße des Idstedt-Löwen gefunden, einem Symbol für die deutsch-dänischen Beziehungen. Da Bentien nicht nur zur dänischen Minderheit gehörte, sondern sich auch nach seiner Pensionierung intensiv mit der Geschichte der Grenzregion befasste, liegt ein Zusammenhang nahe. Dem gehen natürlich auch Vibeke Boisen und ihr Team nach, das sich wieder aus den deutschen und dänischen Kollegen zusammensetzt, die beim letzten Fall so erfolgreich waren, allen voran der dänische Kollege Rasmus Nyborg.

Spuren

Im Mittelpunkt der Nachforschungen stehen zunächst die Kultureinrichtungen der dänischen Minderheit in Flensburg, wo Valdemar Frolander scheinbar einen Disput mit dem Toten hatte. Bentien schien eine Ausstellung geplant zu haben – aber Material dazu findet sich zunächst nicht. Auf jeden Fall ergibt die Auswertung von Bentiens Navi, dass er in den letzten Wochen häufiger in Dänemark war, bei den Familien Kronberg und Johannsen und in Oksbøl, wo es im Zweiten Weltkrieg ein Internierungslager für deutsche Flüchtlinge gab.

Dokumente

Wie diese Orte zusammenhängen und was sie für Karl Bentien bedeuteten, erschließt sich den Ermittlern zunächst nicht. Weder Bentiens Sohn noch seine wenigen Freunde können oder wollen Hinweise geben. Bis sie im Haus Bentiens einen versteckten Kellerraum finden, der jede Menge Material und Dokumente enthält, das durchaus für Zündstoff sorgen könnte. Bentien hat nicht nur versucht, seine eigene Herkunft zu enträtseln …

Team mit Leben

Die Ermittlungen führen das Team wieder hin und her über die deutsch-dänische Grenze und auch mal an die eigenen Grenzen. So muss Kommissarin Vibeke ausgerechnet in dem Kinderheim Nachforschungen anstellen, in dem sie selber schreckliche Erfahrungen gemacht hat. Rasmus hat natürlich auch so seine privaten Problemchen, eine neue Affäre, eine schwangere Exfrau, eine lässigere Einstellung zur Arbeit als seine pflichtbewusste deutsche Kollegin. Hier gibt es wieder erst einmal ordentlich Reibung, bevor eine Aussprache die Luft reinigt.

Spannende Unterhaltung mit Geschichte

Auch der zweite Fall von Nordlicht ist hervorragende Krimi-Unterhaltung, wirklich spannend zu lesen und zu verfolgen, wie sich die einzelnen Szenen langsam zu einem Gesamtbild zusammensetzen – ohne dass sich daraus allerdings schon auf den Mörder schließen lässt. Dass in diesem Fall die Geschichte der Region eine Rolle spielt, gefällt mir persönlich natürlich besonders gut, aber auch die Charaktere haben ihre Eigenheiten, die sie für mich interessant machen. Hoffentlich nicht nur für mich, denn es ist immer gut, wenn man mal so ganz nebenbei sein Geschichtswissen zur eigenen Vergangenheit auffrischen kann. Und das eben bei bester Unterhaltung.

Anette Hinrichs. Nordlicht – Die Spur des Mörders. München: Blanvalet, 2020. (Boisen/Nyborg 2)

Vielen Dank für des Rezensionsexemplar!

Mehr zur Autorin und ihren Krimis auf der Autor:innen-Seite Anette Hinrichs.

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