Krimi, Lieblingsbücher, Schweden

Voosen/Danielsson. Die Taten der Toten – Nyström/Forss 8 (2020)

Nachdem am Ende des vorherigen Bandes eine Todesschwadron bei Stina Forss eingefallen war, beschließen Forss und Ingrid Nyström, dass die Sache endlich aufgeklärt werden muss: Kann es wirklich sein, dass Forss‘ Vater der Mörder von Olof Palme gewesen ist? Forss taucht unter und Nyström und Team rollen den größten Fall der jüngeren schwedischen Geschichte noch einmal auf.

Den Überfall hatte Stina Forss meisterhaft überlebt, sie schaffte es, eine ganze Truppe von ausgebildeten Killern auszuschalten. Nun ja. Aber der Grund für den erneuten Mordversuch scheint brisant: Forss hatte in den Sachen ihres Vaters sehr gut versteckt eine alte Waffe gefunden. Kjell Forss war Soldat und um die Zeit der Ermordung des damaligen Ministerpräsidenten besonders gewalttätig zu Frau und Tochter. Für Forss Hinweise, dass ihr Vater mit dem Mord zu tun hatte. Logischerweise will sie nicht auf den nächsten Mordversuch an sich selber warten, sondern die Sache aufklären. Dazu hat sie mit ihrer Chefin Ingrid Nyström einen Plan ausgearbeitet.

Untergetaucht

Stina Forss haut aus dem bewachten Hotelzimmer ab, um dann ihren Selbstmord vorzutäuschen. Sie flüchtet auf eine kleine Insel vor Tallinn, wo sie in der Hütte eines estnischen Kollegen die Kartons sichtet, die sie aus Schweden mitgeschleppt hat. Ihr Vater hatte in ihnen alle möglichen Papiere gesammtelt, Forss hofft, irgendwelche Hinweise zu finden – und sie auch als solche zu erkennen. Sie entdeckt einen Band mit Lyrik, die ihr Vater geschrieben hat, doch die Gedichte sind kryptisch, pathetisches Geschwurbel, findet die Tochter. Außerdem findet sie noch einen Brief an die Mutter eines Rekruten, der scheinbar kurz vor dem berühmten Mord ums Leben gekommen ist. Eine Spur?

Unter dem Radar

Unterdessen bittet die sonst so korrekte Kommissarin Ingrid Nyström ihr Team um Hilfe für Stina: heimliche Ermittlungen, völlig unter dem Radar. Schließlich wurde ihnen auch der Überfall auf Forss „weggenommen“, genauso wie der Tod von Nyströms Schwiegertochter nicht vom Växjöer Team untersucht werden durfte. Kennet Ivarus vom Innenministerium hatte scheinbar die Fäden gezogen … Hat er irgendetwas mit den damaligen Ereignissen zu tun? Oder will er jemanden decken? Nyström hat jedenfalls eine gehörige Wut und sucht nach dem Dreck an seinem Stecken.

Ausufernde Ermittlungen neu aufgerollt

Nyströms Team folgt ihrer Bitte auch jetzt, außerdem gilt es, der Kollegin Forss zu helfen. Viele der Ermittlungsunterlagen sind allgemein zugänglich und das Team liest sich durch meterweise Akten. Immer wieder referiert einer von ihnen Fakten oder Untersuchungen, vor allem aber Fehler, die bei den bisherigen Ermittlungen zum Mord an Olof Palme gemacht wurden. Teilweise so eklatante Fehler, dass es für das Team nach Absicht aussieht. Aber wer deckte hier wen? Während Knutsson einer Polizeispur nachgeht und sich gerne als Krimiautor ausgibt, forscht Delgado einer Spur zum südafrikanischen Geheimdienst hinterher. Anette Hultin, sehr abgelenkt von ihrer unwillkommenen Schwangerschaft, glaubt an einen verrückten Einzeltäter. Für die Ex-Soldatin undenkbar, dass ein Militär einen solchen Verrat begangen haben könnte, auch wenn sie die damalige Abneigung vieler gegen Palme nachvollziehen kann.

Krönung der Serie

Selten habe ich einen Krimi gelesen, der so viele Fakten und unterschiedlichste Spuren so gekonnt und spannend serviert. Inwieweit sich das Autorenduo an die tatsächlichen Fakten gehalten hat, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber es wirkt beim Lesen alles sehr autenthisch und hervorragend recherchiert. Und auch wenn durchaus einige Vorträge zur Faktenlage im Krimi vorkommen, sind diese nie trocken oder langatmig, sondern so gekonnt erzählt, dass auch dort der Spannungsbogen nie abreißt. Dazu kommen noch die sympathischen Ermittlercharaktere, die immer ihre individuellen Züge zeigen, ganz nebenbei, dem Handlungsfluss untergeordnet. Auch wenn ich bisher jeden der Bände um Ingrid Nyström und Stina Forss mit viel Begeisterung gelesen habe, dieser hier ist zweifellos die Krönung der Serie, ein wahrlich meisterhafter Krimi – ein fulminanter Schlusspunkt unter einer herausragenden Serie!

Roman Voosen/Kerstin Signe Danielsson. Die Taten der Toten. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2020. (Ingrid Nyström/Stina Forss 8)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Mehr über das Autorenduo Voosen/Danielsson auf der Autor:innen-Seite Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson.

2 Gedanken zu „Voosen/Danielsson. Die Taten der Toten – Nyström/Forss 8 (2020)“

Und was meinst du dazu?