Krimi, Schweden

Anna Ihrén. Ein Toter auf Smögen – Dennis Wilhelmsson 3 (2021)

Im alten Lotsenausguck von Smögen wird die Leiche des reichen Charles Blake erhängt aufgefunden. Selbstmord oder Mord? Erst kurz zuvor war sein Vater gestorben, was Dennis Wilhelmson und seine Kollegin Sandra misstrauisch macht. Aber der Clan der Blakes schweigt eisern, die Ermittler rennen gegen Mauern.

Vier Generationen der reichen Familie Blake wohnen gemeinsam im stattlichen Herrschaftshaus auf Smögen. Einst war der erste Blake aus Londons Armenviertel auf die Schäreninsel gekommen und hatte sich dann mit dem Handel mit Heringen ein Vermögen aufgebaut. Kurz zuvor war James jr. knapp hundertjährig gestorben, er war aber schon lange pflegebedürftig, sodass jeder von einem natürlichen Tod ausgeht. Seine Witwe Mary ist aktuell die Patriarchin im Haus. Ihr Sohn Charles wird zu Anfang des Krimis tot aufgefunden, seine Witwe Kate, ihr Sohn Christian mit Ehefrau Angelika und den beiden Kindern Hugo und Belle leben hochherrschaftlich in ihrem großen Haus, umsorgt von Haushälterin Stina und dem englischen Butler Henri.

Die Ermittler

Dienststellenleiter Dennis Wilhelmsson und Kollegin Sandra bekommen in diesem Fall Unterstützung: eine junge Urlaubsvertretung, auf die Sandra höchst eifersüchtig reagiert, und schließlich noch den Womanizer Emir. Immer wieder versucht die Truppe in unterschiedlichen Besetzungen, die Familienmitglieder zu befragen, ohne dass sie dabei irgendwie vom Fleck zu kommen scheinen. Bei Besprechungen im Kommissariat, aber auch bei gemeinsamen Essen oder privaten Unternehmungen dürfen die Leser die Ermittler begleiten – allerdings überwiegend ohne irgendwelche Erkenntnisse. Die vielfältigen Szenen bringen weder die Handlung des Kriminalfalles voran, noch lernt man als Leserin die Charaktere besser kennen. Leider bleiben alle blass und flach und in ihren ein oder zwei zugeordneten Klischees gefangen. Immer wieder dürfen wir Leser auch Dennis‘ Schwester Victoria begleiten, die an einem Buch über die Heringsbarone schreibt, aber vor allem mit ihrer rundlichen Figur und ihren familiären Pflichten zu kämpfen scheint. Leider macht sie nicht mal das sympathisch.

Potenzial nicht genutzt

Etwas Dramatik kommt in diesen zähen Fall, als die jüngste Tochter des Hauses verschwindet, kurz bevor sie auf ein berüchtigtes englisches Elite-Internat geschickt werden soll. Da endlich kommen die Geheimnisse der Blakes nach und nach ans Licht. Leider wird die tatsächliche Aufklärung des Falles dann nicht wirklich erzählt, auf einmal ist aber alles klar und … Wie sich am Ende der Fall klärt, will ich hier lieber nicht auch noch zerlegen, damit wenigstens ein bisschen Spannung bleibt. Insgesamt finde ich es sehr schade, dass hier eine gute Grundidee leider so blass bleibt, so blutleer erzählt wird, die Figuren so oberflächlich bleiben. Meiner Ansicht nach hat die Autorin es in diesem Band nicht geschafft, das Potenzial von Fall, Ermittlern und Schauplatz wirklich zu entfalten. Schade.

Anna Ihrén. Ein Toter auf Smögen. Hamburg: Harper Collins, 2021. | Sillbaronen. Stockholm: MiMa, 2016. (Dennis Wilhelmsson 3)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDe!

Mehr zur Autorin und ihrer Krimiserie auf der Autor:innenseite Anna Ihrén.

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