Frankreich, Unterhaltung

Claudia Winter. Das Honigmädchen (2019)

Eine alleinerziehende Mutter, eine heftig pubertierende Tochter und der nervige Nachbar machen sich gemeinsam auf in die Provence. Um einander (wieder) näherzukommen, aber auch, um das Rätsel um den Honiglieferanten zu lösen. Natürlich mit Happy End.

Marie, 15, hält nichts von der Schule, die Pubertät treibt bei ihr heftige Blüten und sie ist voller Wut, vor allem gegen ihre Mutter, die natürlich schuld ist an der Trennung vom vergötterten Vater. Einzig der neue Nachbar, Tobias Leitner, hat einen guten Draht zu Marie. Maries Mutter, Camilla, überrascht das, aber trotzdem nervt sie der Berufsjugendliche mit seinen dauernden lautstarken Partys gewaltig.

Mutter und Tochter

Was ihre Tochter angeht, ist Camilla vor allem ratlos und überfordert. Sie versucht, seit ihrer Scheidung im Feinkostgeschäft ihres Vaters Fuß zu fassen und sich zu beweisen, doch trotz großem Einsatz scheint das nicht richtig zu gelingen. Gerade hat Camilla ein größeres Geschäft in den Sand gesetzt und Marie soll von der Schule fliegen – ein bisschen viel auf einmal. Doch dann lässt sich der Schulverweis in eine Ehrenrunde umwandeln und das Geschäft kann ihr Vater in Ordnung bringen. Allerdings zwingt er Camilla zu einem Urlaub mit Marie, beide sollen in die Provence fahren, zu dem Honiglieferanten Henri Lambert. Camilla hätte den unrentablen Vertrag mit Lambert gerne gekündigt, ihr Vater lehnt das strikt ab. Warum er das macht, solle Camilla selber herausfinden.

Der Reisegefährte

Natürlich weigert sich Marie zuerst mit Händen und Füßen gegen einen Urlaub mit Mama, schließlich streiten sie auch zu Hause nur. Auf der ersten Raststätte unterwegs eskaliert die Situation mal wieder und Marie verschwindet. Nachdem Camilla sie verzweifelt gesucht hat, ist sie sogar erleichtert, ihren unleidigen Nachbarn Tobias zu treffen, und tatsächlich findet er Marie, überredet sie, mit ihrer Mutter zu sprechen und sogar mit ihr in den Urlaub zu fahren … allerdings macht Marie zur Bedingung, dass auch Tobias mit in die Provence fährt. Was er auch spontan macht, schließlich war er gerade mit seinem Motorrad an der Raststätte.

Die Bienen

In der Provence findet die Reisegruppe einen halb abgebrannten Hof, einige Bienenstöcke und einen vergrämten alten Mann mit einem Geheimnis, das eng mit Camillas Familie verknüpft ist. Doch bis sie das Geheimnis lüften kann, müssen alle erst einmal auf dem Hof mit anpacken, die Dorfbewohner kennenlernen und mit den Bienen Bekanntschaft machen. Die tierliebe Marie versteht sich mit den Bienen sofort und ist auch den anderen gegenüber lange nicht so grantig wie bei ihrer Mutter. Der gelingt es nur langsam, sich zu öffnen und auch die Liebesgeschichte mit Tobias zuzulassen.

Unterhaltsamer Sommerroman

Honig scheint gerade ein beliebtes Thema zu sein. Vielleicht auch deswegen habe ich bei diesem Roman eher mit seichtester Massenware gerechnet. Ganz falsch lag ich nicht, die Geschichte folgt schon den üblichen Mustern, bedient etliche Klischees wie das pubertierende Scheidungskind, die von den Männern enttäuschte Frau, der das Vertrauen abhandengekommen ist, der Berufsjugendliche mit Waschbrettbauch, der alle retten kann, der grummelige alte Mann mit dem guten Herzen … dazu dann jede Menge Provence-Flair, Bienen für den Bezug zur aktuellen Umweltdiskussion und natürlich eine Liebesgeschichte. Dass die Geschichte trotzdem sehr unterhaltsam zu lesen ist, der Autorin zu verdanken, der es doch immer wieder gelingt, etwas Unerwartetes einzubauen, eine kleine Wendung, eine extra Hürde, ein paar interessante Gedanken. So ist ein Sommerroman entstanden, der als Urlaubslektüre sicher sehr unterhaltsam ist.

Claudia Winter. Das Honigmädchen. München: Goldmann, 2019.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.

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