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Deborah Crombie. And Justice there is None – Kincaid/James 8 (2002)

In diesem achten Band der Krimi-Serie tritt die einstige „Junior-Partnerin“ des Superintendents aus seinem Schatten heraus: Als Leiterin der Polizeistation in Notting Hill bekommt es Inspector Gemma James mit einem Mord zu tun, in den neue Bekannte und Freunde verwickelt scheinen. Das Mordmotiv versteckt sich gut in der Vergangenheit.

Kurz vor Weihnachten wird Dawn Arrowood von ihrem großzügigen Anwesen in Notting Hill ermordet. Ihr Mann Karl, zwanzig Jahre älter und ein reicher Antiquitätenhändler, findet sie mit durchgeschnittener Kehle. Da sich schnell herausstellt, dass Dawn ein Verhältnis mit dem jungen Alex hatte, gerät auch Karl unter Verdacht. Allerdings hat er auch beste Beziehungen, sodass Inspector Gemma James vorsichtig sein muss.

Zusammenhänge

Gemmas Freund (und Ex-Chef) Duncan Kincaid ist mit ihr zum Tatort gekommen, haben doch beide gerade ein Haus ganz in der Nähe angeschaut, das sie günstig und ab sofort mieten können. Kincaid sieht sofort eine Parallele zu einem seiner Fälle vor wenigen Monaten, als eine Händlerin der Gegend ebenfalls die Kehle durchgeschnitten wurde. Das Paar kann also wieder gemeinsam ermitteln – doch der Zusammenhang zwischen den beiden Fällen verbirgt sich hartnäckig.

Blick in die Vergangenheit

Autorin Deborah Crombie lässt ihre Leser:innen wieder mithilfe eines zweiten Erzählstrangs tief in die Geschichte von Notting Hill und in die der Verdächtigen und Opfer eintauchen. Beide Erzählstränge sind geschickt miteinander verknüpft, sodass die Spannung an keiner Stelle leidet.

Neue Nachbarn als Verdächtige

Auch viele weitere Figuren des Falles erhalten ihre eigene Geschichte: Alex, der gerade seine große Liebe verloren hat und schon als kleiner Junge seine Mutter; Fern, die Alex wegen seiner neuen Liebe abserviert hatte, die ihn aber immer noch liebt; Bryony, die Tierärztin, die Gemma einen Hund vermittelt und nur ganz kurz als Verdächtige betrachtet wird; Wesley, der in „Otto’s Café“ arbeitet und nebenbei Kinder hütet; Marc, der mit ganzem Einsatz eine Suppenküche für Obdachlose betreut. Sie alle gehören für Gemma schon zu ihren neuen Nachbarn und es fällt ihr schwer, objektiv zu bleiben. Crombie gelingen alle Figuren mühelos und individuell.

Privates trägt die Sympathie

Auch das Privatleben ihrer beiden Protagonisten bekommt wieder Raum: Nicht nur haben Gemma und Duncan ein Traumhaus gefunden, sie können es sich sogar leisten und sofort einziehen, sodass sie ihr erstes gemeinsames Weihnachten als Familie im neuen Haus verbringen können.

In diesem Privatleben konnte Crombie der Versuchung wohl nicht widerstehen, ein bisschen heile Welt abzubilden – glücklicherweise hat sie nicht komplett nachgegeben. Doch immerhin fungiert diese private Seite sehr gut, um die Sympathie für das Ermittlerpaar zu stärken und Lust zu machen auf den nächsten Band der Serie.

Alle Zutaten dabei

Als absoluter Fan dieser Serie habe ich alle Bände bereits mehrmals gelesen – und sie machen immer wieder Spaß und unterhalten aufs Beste. Crombie schafft immer wieder neue Figuren mit besonderen Ecken und Kanten, liefert hervorragende und realistische Dialoge und gönnt ihren Ermittlerfiguren eine menschliche Weiterentwicklung. Die Fälle sind immer sehr gut konstruiert und absolut spannend erzählt. Für mich jedenfalls alle Zutaten, die ein guter Krimi braucht.

Deborah Crombie. And Justice there is None. New York: Bantam, 2002. | Der Rache kaltes Schwert. München: Goldmann, 2003. (Kincaid/James 8)

Mehr zur Autorin und ihrer Krimi-Serie auf der Autor:innen-Seite Deborah Crombie.

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