Autobiografie, Büchermenschen, lesen, Sachbuch

Elke Heidenreich. Hier geht’s lang! (2021)

Ein sehr persönlicher Bericht der bekannten Literaturvermittlerin zu den Büchern, die sie von klein auf prägten. Vor allem im Hinblick auf die Bücher von Frauen. Und davon gab es sehr viele und sehr viele sehr gute!

Geboren 1943, also noch während des Krieges, hat die kleine Elke nicht automatisch Zugang zu Büchern und zu Bildung. Aber sie findet ihn früh – und hört dann ein Leben lang nicht mehr auf zu lesen. Auch wenn sie die ersten Bücher im Rückblick als schauderhaft beschreibt, weil sie ein extrem schablonenhaftes Frauenbild vermittelten: Mädchen hatten artig zu sein, dann durften sie irgendwann einem Mann den Rücken freihalten. Typisch für die 50er-Jahre vermutlich.

Autorinnen nach Lebensphasen

Glücklicherweise war diese Elke hier nicht so brav, sondern hat nach anderen Büchern gesucht und immer wieder auch gefunden. Es ist inspirierend zu lesen, mit welcher Begeisterung Elke Heidenreich auch im Rückblick immer wieder auf einzelne Bücher oder einzelne Autorinnen eingeht, die ihr in einer bestimmten Phase ihres Lebens viel gegeben haben. Dabei tauchen viele bekannte Namen auf, aber auch sehr viel weniger bekannte, die aber doch einen näheren Blick lohnen. Ich habe mir nebenbei eine Liste angelegt mit Autorinnen, die ich unbedingt demnächst auch lesen will!

„Frauenliteratur“

Bei aller Begeisterung für die Bücher von Frauen hat Elke Heidenreich natürlich auch sehr viele von Männern gelesen, in der Schule, im Germanistik-Studium, auch später. Der Begriff der Frauenliteratur ist ihr höchst suspekt, sie möchte keine Kategorisierung. Hört sich dieses Wort doch danach an, als seien diese Bücher nur für Frauen geschrieben. Und sagt doch klipp und klar: Allgemein wird angenommen, dass Frauen für Frauen schreiben. Frauen sollten zwar auch das lesen, was Männer schreiben, aber kaum ein Mann wird gerne oder freiwillig zum Buch einer Frau greifen. Das Patriarchat der Literatur.

Anregungen für Leserinnen

Elke Heidenreich wettert in ihrem kleinen, sehr persönlichen Buch nicht dagegen, sie stellt es bloß fest. Und erzählt davon, welche besonderen Schätze sie in den Büchern von Frauen entdeckt hat. Muss man wirklich eine Frau sein, um diese Schätze würdigen zu können? Der Frage geht die Autorin nicht nach, das ist auch nicht das Thema ihres Buches. Aber ich als Frau und Leserin bin ihr dankbar, dass sie hier einen Hinweis auf diese vielfältigen Schätze gegeben hat, mit denen ich mich unbedingt auch näher befassen will!

Elke Heidenreich. Hier geht’s lang! Mit Büchern von Frauen durchs Leben. München: Eisele, 2021.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE!

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