Krimi, Polen

Ella Sophie Lindow. Tod in Masuren (2023)

Als in der Nähe ihres Ferienhauses in Masuren eine Leiche gefunden wird, gerät Marie erst unter Verdacht – und ermittelt dann fleißig mit.

Witwe Marie, wie die Autorin hinter dem Pseudonym „Lindow“ eine Hochschullehrerin mit Ferienhaus in Masuren, kommt in diesem Jahr erst im August nach Masuren. Doch schon am ersten Tag wecken irgendwelche Arbeiten in der Nähe ihren Argwohn, dann steht auch schon die Polizei vor der Tür. An einem Teich in der Nähe wurde die Leiche des Geodäten Józef Koszak gefunden. Das Grundstück mit dem Teich gehörte bis vor Kurzem Marie, was sie schon mal verdächtig macht. Der Tote lag bereits länger dort, zwei Jahre scheinen realistisch. Und vor zwei Jahren hatte Marie eine große Geburtstagsfeier gegeben mit vielen Gästen, die auch sofort unter Verdacht stehen.

Cherchez la femme

Polizist Piotr allerdings streicht Marie schnell von der Liste der Verdächtigen, auch all den Professoren und Juristen von der Geburtstagsfeier traut er eine solche Tat nicht wirklich zu. Zumal ein Motiv dabei nicht zu finden ist. Der Geodät hat zwar mit vielen Unregelmäßigkeiten bei seinen Messungen für große Verwirrung und einen erheblichen Ärger gesorgt, aber als Mordmotiv scheint das zu weit hergeholt. Erst als die Ermittler das familiäre Umfeld des Toten beleuchten, tut sich etwas. Die Cousine Elżbieta kann der Polizei nicht viel berichten, doch als Marie sie besucht, kommen ein paar dunkle Geheimnisse zum Vorschein.

Familie aus Hannover

Und dann lernt Marie beim Kirchenkaffee auch noch einen Mirosław Koszak kennen, Tourist aus Hannover, – der aber angeblich gar nichts mit dem anderen Koszak zu tun hatte und auch ewig nicht in Polen war. Oder der doch ein Cousin war, der unter Józef gelitten hat. Und auch der ebenfalls aus Hannover stammende Andreas sticht beim Kirchenkaffee hervor, vornehmlich deshalb, weil er sich sehr für den Bericht der Koszaks interessiert, von sich selbst aber nur verrät, dass er bei der Kripo arbeitet.

Heimspiel

Die Autorin hinter dem Pseudonym Lindow tut sich schwer, ihren Hauptberuf zu verleugnen: Ihre Erzählweise erinnert immer wieder an akademische Berichte, sie lässt ihre Hauptfigur lang und breit überlegen, Handlung gibt es eher weniger. Dafür immer wieder Schwärmereien für die Landschaft, das Ferienhaus, die geniale Lage und die vielen Freunde und die tolle Gastfreundschaft der Polen. Ihre Motivation, einen Krimi zu schreiben, der in Masuren spielt, gibt sie im Buch Marie mit, die leider mit einem bretonischen Krimi vorlieb nehmen muss, weil es keinen masurischen gibt. Dem wollte die Autorin dann wohl abhelfen.

Landschaftsbeschreibung von Masuren

Action gibt es hier nicht, nicht einmal wirklich Spannung; der Schreibstil ist immer ein wenig zu betulich und distanziert; und die Autorin scheint auch Freund:innen ein Denkmal setzen zu wollen, indem sie im Krimi auftauchen dürfen – wie sonst erklärt sich eine Figur namens „Edelbert“, die aber kein einziges Wort sagen darf? Als Landschaftsbeschreibung von Masuren kann man den Krimi aber dann doch ganz gut lesen, wenn man sich ein wenig an den Stil gewöhnt hat. Oder vielleicht war es nur meine Neugierde angesichts meiner eigenen Wurzeln dort …

Ella Sophie Lindow. Tod in Masuren. Köln: Emons, 2023.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDe!

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