Deutschland, Roman

Ellen Sandberg. Das Unrecht (2022)

Die Geschichte einer versuchten Flucht aus der DDR kurz vor der Wende und ihrer Folgen bis in die Gegenwart.

Annett und Volker führen eigentlich eine glückliche Ehe. Die Kinder sind zum Studieren aus dem Haus. Annett sucht gerade eine neue Stelle, aber das ist nicht ganz so einfach. Und es wird Herbst, in jedem Jahr eine schwierige Zeit für Annett, denn sie muss wieder an ihre Jugendzeit in Wismar denken. An das Jahr 1988, als sie sich in Mischa verliebte, als sie Teil einer Clique war, die in der DDR ihren Zufluchtsort in einer halb verfallenen Villa gefunden hatte. Die Schule war geschafft – doch die Aussichten für die Zukunft waren nicht für alle das, was sie sich erhofften. Besonders die Einberufung zur Armee wollten weder Sandro noch Mischa akzeptieren. Während Sandro sich einer kirchlichen Gruppe angeschlossen hatte, die einen sanften Widerstand versuchte, plante Mischa seine Flucht über die Ostsee.

Eine Clique im Aufbruch

Auch Volker war Teil dieser Clique, doch an Widerstand hatte er noch nie gedacht. Sein Vater unterstützte den Staat mit allen Mitteln und hatte seinen Sohn entsprechend erzogen. Die Mutter hatte die Familie schon früh verlassen. Peggy war die Fünfte im Bunde, ebenfalls rasend verliebt in den coolen Mischa. In diesem letzten Sommer, in dem die Einberufungsbescheide kommen und über die Bewerbungen zum Studium entschieden wird, fällt die Clique auseinander.

Zu einem bitteren Ende

Annett hatte zwar ihren Wunschstudienplatz bekommen, doch sie entschloss sich, Mischa in den Westen zu begleiten … dass die Flucht nicht gelingen konnte, ist den Leser:innen schnell klar. Jemand muss die Pläne verraten haben. Doch wer konnte sie kennen? Diese Frage stellt sich Annett so viele Jahre später und fährt zurück nach Wismar, um Antworten zu finden. Das gefällt ihrem Mann genauso wenig wie die Ablehnung Annetts, in seiner Immobilienagentur eine Stelle anzutreten. Und je mehr Annett in der Vergangenheit wühlt, desto mehr geht ihre Ehe kaputt – bis zu einem bitteren Schluss.

Leider etwas langatmig

Als Familienroman nicht schlecht, aber gegenüber meinem ersten Sandberg, Die Vergessenen, entwickelt sich die Story hier zwar in einem realistischen Tempo, für die Lektüre leider trotzdem etwas langatmig. Vor allem weil man als Leserin längst ahnt, worin die Tragik der Ereignisse liegt. Nur dass sich am Ende das Happy End verweigert, kommt dann doch etwas unerwartet. Aber auch wieder irgendwie folgerichtig …

Ellen Sandberg. Das Unrecht. München: Penguin, 2022.

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