Krimi, Portugal

Gil Ribeiro. Dunkle Verbindungen – Lost in Fuseta 6 (2023)

Statt friedlicher Nachsaison erlebt das Team um Leander Lost in Fuseta und Faro einen heißen Herbst mit einer Serie brutaler Überfälle.

Gerade erst hat der außergewöhnliche Polizist Leander Lost im Süden Portugals mit seiner Freundin Soraia ein eigenes Haus bezogen. Doch aus den ruhigen Vorbereitungen für ihre Hochzeit wird nichts. Zuerst entdeckt Losts Ziehtochter Zara mit ihrem Freund eine Leiche im Teich des Golfplatzes. Doch das Team von Graciana Rosado, zu dem neben Lost noch Carlos Esteves und Manuel Duarte gehören, hat mit den Ermittlungen noch nicht mal richtig losgelegt, da kommt schon der nächste Alarm: Ein Geldtransporter wird brutal überfallen.

Schießerei nach Überfall

Die Fahrer konnten noch einen Notruf absetzen, sodass die Polizei die Täter noch stellt – doch diese schießen sich den Weg frei und flüchten. Dabei wird ein Kollege einer entfernteren Dienststelle getroffen, der zufällig in der Nähe war, sowie Duarte, der eine Kopfverletzung davonträgt. Die sieht zwar zunächst schlimmer aus, als sie tatsächlich ist, die Folgen sorgen aber für den unterhaltsamen Part innerhalb des Krimis: Der arrogante Spanier leidet nämlich unter einer partiellen Amnesie und kann sich nicht mehr an sich selber erinnern. Und ist auf einmal gar nicht mehr arrogant, sondern freundet sich mit Lost an – den er normalerweise nicht ausstehen kann.

Rachegedanken

Bei Chefin Graciana weckt der brutale Überfall ungute Erinnerungen: Vor einigen Jahren wurde ihr Bruder Elias bei einem ganz ähnlichen Überfall erschossen, ihr Vater schwer verletzt. Die Polizistin denkt an Rache und nutzt auch ungewöhnliche Wege, um an Informationen zu kommen, nämlich ihren ehemaligen Chef da Silva, der im Gefängnis keine Schwierigkeiten hat herauszufinden, wer an diesem aktuellen Überfall beteiligt war. Einer der Täter wurde bei dem Schusswechsel auch getötet, eine Akte hat er aber noch nicht.

Ein größerer Plan

Trotzdem bringt er die Ermittler weiter, denn er ist auf den Überwachungsvideos des Golfplatzes zu sehen und hatte ein Haus dort gemietet. Das legt den Verdacht nahe, dass die dortige Tote irgendwie mit dem Überfall zu tun hat. Doch aus dem Geldtransporter ist nur Schmuck im Wert von 60.000 bis 80.000 Euro gestohlen worden, keine Summe, die ein so brutales Vorgehen rechtfertigt, findet Graciana. Es muss also noch etwas anderes dahinterstecken …

Lost integriert

Was dahintersteckt, ist tatsächlich clever ausgedacht und als Krimi konstruiert, und passt auch zum vorgestellten kriminellen Mastermind. Die Täter erhalten nämlich auch ihren Platz im Buch und dürfen ein bisschen menscheln. Leider strotzt dieser Fall vor brutalen Schießereien, dabei hätte er das gar nicht nötig. Wenigstens sind die Ermittler gegen die Kugeln nicht immun, wie sonst so häufig in Krimis. Lost kann das eine oder andere Mal auch in einer solchen Situation seine unbestechliche Logik demonstrieren, aber insgesamt sticht er weniger hervor als in den vorherigen Bänden. Was ich etwas schade finde, aber er ist eben Teil des Teams geworden und steuert bei, was er am besten kann. Fazit: klasse Krimi, aber weniger Schießerei hätte es auch getan.

Gil Ribeiro. Dunkle Verbindungen. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2023. (Lost in Fuseta 6)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE!

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