Krimi, Lieblingsbücher, Portugal

Gil Ribeiro. Schwarzer August – Lost in Fuseta 4 (2020)

Im sonst eher verschlafenen Örtchen Fuseta an der Algarve geht ein Bombenleger um: erstes Ziel ist eine einsam gelegene Bankfiliale, dann müssen drei Fischerei-Boote einer japanischen Firma dran glauben. Worum geht es hier? Terrorismus? Leander Lost, der ganz besondere Kommissar, und seine portugiesischen Kollegen bekommen jede Menge zu tun und können ihre menschliche Stärke zeigen.

Leander Lost, ehemals Austauschpolizist aus Hamburg, ist jetzt als Sub-Inspektor in die Polizei Fuseta aufgenommen. Er kann endlich sein Liebesglück mit Soraia genießen, da kommt ein neuer Fall dazwischen: eine Autobombe vor einer kleinen Bankfiliale, am Sonntagmittag glücklicherweise geschlossen. Eine selbst gebastelte Bombe sorgt dafür, dass die vier Schließfächer der Filiale aufgesprengt und Dollarscheine durch die Luft gewirbelt werden. Allerdings scheint nichts gestohlen worden zu sein. Der Journalist Julio Moreno hat die Detonation beobachtet und schwört, dass niemand die Bank betreten habe. Was den Verdacht einer terroristischen Serie nahelegt.

Losts Logik

Ein geheimnisvolles Bekennerschreiben findet dann ausgerechnet Moreno in seinem Briefkasten, allerdings braucht es die strenge Logik von Leander Lost, der das Palindrom erkennt und die Botschaft entschlüsseln kann. Die allerdings die Suche nach dem Täter oder den Tätern auch nicht weiterbringt. Viel Zeit hat das Team um Graciana Rosado nicht zum Rätselraten, denn schon gibt es den nächsten Anschlag und etliche Fischerboote werden unbrauchbar gemacht. Sie gehören einer japanischen Firma, die vor Fuseta den begehrten und bedrohten Thunfisch fängt und verarbeitet.

Geldübergabe

Handelt es sich also um einen Umweltaktivisten? Geht es gegen Kapitalismus? Gegen Ausbeutung, krumme Geschäfte? Ein Idealist, der keinen Menschen gefährden würde? Oder kann sich das Team darauf doch nicht verlassen? Glücklicherweise geht dann doch eine Forderung ein: zwei Millionen Euro. Leander, Graciana und Carlos sind fest entschlossen, den Bombenleger bei der Übergabe zu schnappen und der Anschlagsserie ein Ende zu setzen. Doch natürlich ist es nicht so einfach, wie es im ersten Moment aussieht …

Fantasie gegen Verbrechen

Der Bombenleger hat tatsächlich noch einige fantasievolle Anschläge auf Lager, mit denen er auf diverse Missstände aufmerksam macht. Lost kann natürlich wunderbar logisch Schlussfolgerungen ziehen, trotzdem dauert es eine ganze Weile, bis das Team dem Täter auf die Schliche kommt. Zeit genug für Graciana, etwas mit dem Journalisten Moreno anzufangen, und für Carlos, seine Besorgnis darüber zu zeigen, für Manuel Duarte, sich gründlich aufzuspielen, und für Chefin Cristina Sobral, über sich hinauszuwachsen.

Star mit vielen Stärken

Unangefochtener Star dieses ausgesprochen sympathischen und menschlichen Ensembles ist natürlich Leander Lost, der junge Mann mit dem Asperger-Syndrom. Seine unbestechliche Logik, seine Unfähigkeit zu lügen und seine Bemühungen, sich innerhalb des Teams zurechtzufinden, sind so wunderbar beschrieben, dass er den Lesern sicher längst ans Herz gewachsen ist. Und so hat Gil Ribeiro wieder einmal nicht nur einen guten Krimi vorgelegt, sondern ein Musterbeispiel an gelebter Teilhabe, wie sie scheinbar nur unter den warmherzigen Menschen von Fuseta möglich ist.

Unbedingt lesen!

Es wäre schön, wenn wir alle aus dem Krimi etwas mehr Ehrlichkeit und Toleranz lernen würden und in unserer Gesellschaft jeder mit seinen Stärken und Schwächen Akzeptanz finden würde. Dazu kann diese Serie auf jeden Fall beitragen. Deshalb – und weil es einfach ein sehr guter Krimi ist -: Unbedingt lesen!

Gil Ribeiro. Schwarzer August. Lost in Fuseta. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2020. (Lost in Fuseta 4)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalleyDE!

Mehr zum Autor und zur Krimi-Serie auf der Autor:innen-Seite Gil Ribeiro.

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