Deutschland, Krimi

Henrik Siebold. Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder – 3 (2018)

Eine Frau stürzt inmitten einer Gruppe von Schülern vor einen Zug – und einer der Schüler, Simon Kallweit, gesteht die Tat an Ort und Stelle. Doch später widerruft er seine Aussage, die Zeugen werden unsicher. Allerdings gibt es bald einen anderen Todesfall, und Simon war nachweislich zur selben Zeit in der Gegend. Hat er doch mit den Morden zu tun? Inspektor Takeda und Kollegin Claudia Harms wissen nicht mehr, was sie glauben sollen.

Der japanische Inspektor Ken Takeda, der im Rahmen irgendeines Programmes die Polizei in Hamburg unterstützt, hat sich in der Hansestadt eingelebt und hat seine kleinen Rituale und Zufluchtsorte gefunden. Seine Methoden sind allerdings bisweilen ein wenig anders als die der Kollegen, doch er hat sich Respekt erarbeitet. In diesem Fall allerdings ist Takeda ebenso hin und her gerissen wie seine deutsche Kollegin Claudia Harms.

Sohn und Politik

Der 17-jährige Simon Kallweit stand der gestürzten Frau am Bahnsteig am nächsten und unmittelbar nach dem Unglück schaute er selig lächelnd auf seine Hände, bewundernd, welche Macht diese hätten. Er gestand die Tat sofort. Allerdings ist Simon Kallweit nicht irgendein 17-Jähriger, sondern der Sohn des Justizsenators Kallweit, der natürlich mitsamt Anwalt anrückt und Sohnemann den Kopf wäscht. Der zieht daraufhin seine erste Aussage zurück. Und die Zeugen müssen plötzlich zugeben, dass niemand wirklich gesehen hat, was Simon gemacht hat. Die Polizei muss ihn gehen lassen.

Japan und Manga

Takeda und Harms sind kein bisschen zufrieden mit dieser Lösung, glauben nicht wirklich an einen Unfall. Dass Simon die Frau kaltblütig gestoßen hat, können sie sich allerdings auch nicht vorstellen. Zwischen den beiden scheint es keine Verbindung gegeben zu haben. Da sich Simon in der ersten Vernehmung als Fan eines bestimmten Mangas geoutet und großes Interesse an Japan hat, ergreift Takeda die Gelegenheit, Simon näher kennenzulernen. Beim gemeinsamen Aikido-Training gibt Takeda dem Jugendlichen sogar ein scharfes Schwert in die Hand …

Oder doch?

Die offiziellen Ermittlungen gegen Simon sind längst eingestellt, aber Takeda und Harms lässt die Sache keine Ruhe. Ein Mord in einem Kino lässt sie aufhorchen, beide müssen sofort an Simon denken – und tatsächlich ist er auf einem Überwachungsvideo nahe dem Tatort zu entdecken. Sollten sich beide so in ihrer Menschenkenntnis getäuscht haben? Heimlich ermitteln sie weiter und entdecken schließlich Ungeheuerliches.

Spitzenkrimi

Dieser dritte Band aus der Takeda-Reihe ist auch wieder eine ausgesprochen gute Krimilektüre! Der Fall ist sehr spannend, kommt dabei allerdings ohne übertriebene Action-Szenen aus. Hin und wieder muss man eine Szene einfach ein wenig früher beenden, um Spannung aufzubauen, das macht Autor Siebold hier ganz ausgezeichnet. Auch der Ausflug in die japanische Manga-Kultur und in die Abgründe von Jugend in Kombination mit Internet – sehr gut gemacht. Siebold beweist Gespür auch für die Befindlichkeiten und Idealisierungen von Jugendlichen, und er kann das auch sehr gut rüberbringen. Wie in jedem Band der Serie sorgt der Blick des Japaners auf deutsche Gewohnheiten und Eigenheiten dafür, dass man als Leser selbst das eine oder andere belächeln oder stirnrunzelnd betrachten muss. Dabei wird es nie belehrend oder langweilig, ganz im Gegenteil, hier trägt auch der psychologische Unterbau zur Spannung bei. Also ein rundum bestens gelungener Krimi!

Henrik Siebold. Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder. Berlin: Aufbau Verlag, 2018. (Inspektor Takeda 3)

Mehr zum Autor und zur Serie auf der Autorenseite Henrik Siebold.

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