Die Leiche einer jungen Frau, die vor 70 bis 80 Jahren erschossen wurde, wird zum Fall für Polizeihistorikerin Maria Just in Kopenhagen.
Auch wenn Marias Chefin Bodil meint, dass sie nicht zum Ermitteln angestellt sei, wird durch den Fall der Ehrgeiz Marias geweckt. Sie möchte der toten jungen Frau einen Namen geben und der Familie Ruhe, weil das Schicksal der verschwundenen Tochter oder Schwester endlich aufgeklärt wird. In diversen Archiven und mit Unterstützung findet Maria einen Namen und kann Licht in das Schicksal der Toten bringen: Sie muss kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs hingerichtet worden sein, vermutlich von einer Widerstandsgruppe, der sie sich angeschlossen hatte.
Mordversuch an Mikaels Chef
Parallel zu Marias Ermittlungen befindet sich Dänemark in einer „polizeilichen Krise“: Die Arbeitsbedingungen sind für Polizisten so schlecht, dass sie sich reihenweise krankmelden oder gleich ganz kündigen. Für Notfälle sind also keine Einsatzkräfte verfügbar und es kommt zu Ausschreitungen und Plünderungen. In dieser aufgeheizten Stimmung wird Niels Carlsen, Chef der Kopenhagener Mordkommission, bei seiner morgendlichen Joggingrunde überfahren. Mikael Dirk, mit dem gemeinsam Maria ihren ersten Fall aufgeklärt hatte, wird kommissarisch zum Abteilungsleiter und Chef der Ermittlungen. Ein Unfall mit Fahrerflucht? Oder ein Mordversuch? Sollte Carlsen das Ziel sein oder geht es nur darum, die aktuelle Anarchie weiter zu befeuern?
Politische Dimension
Die Politik Kopenhagens ist auch wieder involviert. Hier ist es die neue Justizministerin, die im Zentrum des Interesses steht. Der Ministerpräsident wollte mit ihrer Ernennung die kleine rechte Partei ruhigstellen, aber jetzt scheint es, als wolle die Justizministerin als oberste Chefin der Polizei nicht einschreiten. Ihr kommen die Unruhen gerade recht, denn ihre Partei möchte viel mehr „Ruhe und Ordnung“ durchsetzen, als die Dänen normalerweise akzeptieren würden. Und bei den Mitteln, mit denen diese Ministerin Politik macht, ist sie auch nicht zimperlich. Die Öffentlichkeit hat sie beinahe schon durch ihre medienwirksame Verlobung auf ihrer Seite.
Gemeinsamer Fall
Während Mikael Dirk mit seinen schwierigen Ermittlungen zusätzlich unter dem besonderen Druck des Chefpostens leidet, muten Marias Nachforschungen beinahe erholsam an. Aber natürlich stellt sich heraus, dass alles miteinander zusammenhängt – auch diese beiden Ermittlerfiguren. Wenigstens muss Mikael seiner Traumfrau am Ende nicht wieder das Leben retten, dramatisch wird es natürlich trotzdem.
Absolut spannendes Lesevergnügen
Als politischer Krimi aus dem kleinen Dänemark ist auch dieser zweite Fall des Duos Holm/Bolther ein absolut spannendes Lesevergnügen. Hier kann man hervorragend nachvollziehen, wie ein Fall aus dem Zweiten Weltkrieg noch heute Spuren nach sich zieht und was eine rechte Gruppierung anrichten kann. Dazu sorgt Maria für das Menschliche, Mikael für Polizistenalltag und dramatische Ermittlungen. Und gemeinsam sorgen sie für ein bisschen „amouröse Spannung“: Wann kriegen sie sich denn nun endlich? Im nächsten Band?
Line Holm, Stine Bolther. Brennender Zorn. München: Heyne, 2022. | Lovløs. Kopenhagen: Politikens Forlag, 2021. (Maria Just 2)
Aus dem Dänischen von Franziska Hüther, Günther Frauenlob
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an RandomHouse!
