Italien, Krimi

Ilaria Tuti. Bitterkalter Tod – Teresa Battaglia 2 (2023)

Wieder ermittelt Commissario Teresa Battaglia mit ihrem Team in einem abgelegenen norditalienischen Tal – und auch hier geht es brutal und düster zu. Und die Vergangenheit scheint noch sehr lebendig.

Eine Galerie ruft die Ermittler zum Einsatz, der Neue, Massimo Marini, erwartet einen Toten, doch so einfach ist der Fall nicht. Bei der Untersuchung eines Bildes hat der Fachmann der Galerie herausgefunden, dass das Bild mit Blut gemalt wurde. Es handelt sich ganz offensichtlich um ein Meisterwerk und das Bildnis einer außergewöhnlich schönen Frau mit ungewöhnlichen Gesichtszügen. Bekannt ist immerhin, dass der Maler während des Zweiten Weltkriegs im Widerstand gegen die deutsche Besatzung war und kurz vor Ende des Krieges völlig entkräftet in einer slowenischen Stadt auftauchte. Seitdem hat der Mann nicht mehr gesprochen und sich völlig in sich selbst zurückgezogen.

Ermittlerin mit Handicap

Commissario Battaglia nimmt den Fall gewohnt einfühlsam in Angriff, auch wenn sie immer häufiger Aussetzer ihres Gedächtnisses bemerkt. Dem versucht sie mit ausufernden Notizen zu begegnen, ihr Notizbuch hat sie immer dabei. Und noch klappt es für sie – mit der Unterstützung ihrer Getreuen – ganz gut, aber sie fürchtet die Zukunft. Davon lässt sie sich allerdings nichts anmerken, sondern geht den Fall gewohnt hartnäckig an. Auch wenn das Gespräch mit dem Maler nichts bringt, hat der Pathologe interessante Erkenntnisse aus dem Blut des Gemäldes gewonnen: Zum einen stammt das Blut direkt aus dem Herzen einer Frau, zum anderen weist das Blut eine besondere Genstruktur auf, wie sie nur die Bewohner des abgelegenen Resiatales haben.

Im Resiatal

Jetzt, wo die Ermittler wissen, wo sie suchen müssen, bleibt die Identität der Abgebildeten (und vermutlich auch der Toten) nicht mehr lange ungeklärt. Tatsächlich ist die junge Frau 1945 verschwunden und nie wieder aufgetaucht, wie ein Neffe berichten kann. Teresa Battaglia ist sicher, dass der Neffe mehr weiß, dass alle Dorfbewohner mehr wissen, aber die Resianer scheinen ihre eigenen Regeln zu haben. Und eine eigene Kultur, die tief mit dem Wald und der sie umgebenden Natur verbunden scheint, getragen durch die Frauen des Ortes.

Düster und mysteriös

Nach und nach können die Ermittler das eine oder andere herausfinden, es zeigt sich, dass doch Erinnerungen im Dorf überlebt haben. Und dass dieser mysteriöse Fall noch gar nicht wirklich abgeschlossen ist. Das zeigt nicht nur ein frisches Herz, das ans Ortsschild angenagelt wird, sondern Teresa spürt es. Und wir Leser:innen spüren es mit ihr, denn Autorin Tuti versteht es absolut hervorragend, für eine unheimliche Stimmung zu sorgen.

Krimi-Highlight

Und dabei bekommen die beiden Ermittler Battaglia und Marini auch noch Charakter und ein Schicksal, absolut glaubwürdig und menschlich dargestellt. Wer Action sucht, ist bei Teresa Battaglia nicht ganz richtig, wer eine düstere Stimmung und die Abgründe des Menschen sucht und sich über etwas Tiefgang freut, der ist bei Ilaria Tuti genau richtig. Für mich ein Krimi-Highlight!

Ilaria Tuti. Bitterkalter Tod. München: Penguin, 2023. | Ninfa Dormiente. Mailand: Longanesi, 2019. Aus dem Italienischen von Ingrid Ickler (Teresa Battaglia 2)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an RandomHouse!

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