Finnland, Krimi

Leena Lehtolainen. Schritt ins Dunkel – Maria Kallio 17 (2023)

Als Leiterin einer speziellen Kinder- und Jugendabteilung haben Maria Kallio und ihr Team es mit Jungendbanden zu tun, die immer brutaler werden.

Der siebzehnjährige Stan Schulin sitzt zum Verhör bei Maria Kallio – aber natürlich sagt er nichts und sein Verteidiger schafft es, dass der Junge laufen gelassen werden muss. Am nächsten Tag findet eine Joggerin seine Leiche in einem Waldstück. War hier eine gegnerische Gang am Werk? Ganz in der Nähe des Tatortes treffen die Polizisten auf den vierzehnjährigen Eccu, in der Hand die Tatwaffe. Doch Kallio ist nicht überzeugt davon, dass der Junge wirklich der Täter ist. Aus dem Durchgangsheim, in dem er untergebracht wird, flüchtet er allerdings noch in der Nacht.

Kaputtes Umfeld

Kallio und ihr Team versuchen, im Umfeld von Eccu und Stan zu ermitteln, doch das gestaltet sich nicht einfach. Eccus Mutter ist alkoholabhängig und der Junge war oft in der Obhut des Jugendamtes. Stan lebte bei seinem Onkel, doch machte offenbar einfach, was er wollte. In der Gang von Oberboss Biris scheint er eine große Nummer gewesen zu sein. Und auf seinem Computer finden sich Videos von grausamen Verbrechen, scheinbar Kriegsverbrechen. Dass die eigenen Gaunereien gefilmt werden, um damit zu prahlen, ist schon fast normal.

Mobbing beim Sport

Eccu kann nicht verhört werden, denn er bleibt verschwunden, und Biris scheint bereits so mächtig, dass er auch Polizistin Maria gehörig einschüchtern kann. Ihn zu befragen ist aussichtslos. Und so treten die Ermittlungen ein wenig auf der Stelle … Das gibt Kallio Zeit, sich um den Mobbingfall zu kümmern, den eine Bekannte ihrer Tochter ihr präsentiert: In deren Handballteam belästigen die Manschaftsführerinnen andere sexuell, ein Mädchen haben sie bereits vertrieben, dann war sie selber, Edith, an der Reihe, jetzt ist es Niina, die mit ihrem neuen Freund grausam aufgezogen wird. Doch als Niina dann mit zahlreichen heftigen blauen Flecken zum Training erscheint, bekommt das Mobbing eine neue Dimension.

Spannend und gesellschaftskritisch

Bei meiner Lektüre bin ich von Band vier zu diesem Band gesprungen, da fehlten etliche Jahre dazwischen. Dass hier die bösen Jungs Jugendliche sind, macht die ganze Sache noch düsterer: Wohin steuert diese Gesellschaft? Und das ist ja wohl kaum nur in Finnland so! Sehr spannend, wohin sich Maria Kallio in der Zwischenzeit entwickelt hat, der Krimifall konnte da spannungsmäßig nicht ganz mithalten. Gut konstruiert ist es aber auf jeden Fall, hervorragend erzählt und alles wirkt ungeheuer authentisch und realistisch. Gerade das macht es ja so beklemmend. Dagegen kommt auch kein skandinavisches Setting an, das verstärkt in diesem Fall nur die düstere Atmosphäre. So gesehen: Ein rundum stimmiger Krimi, spannend und gesellschaftskritisch – der mit einem fiesen Cliffhanger endet!

Leena Lehtolainen. Schritt ins Dunkel. Hamburg, Rowohlt 2024. | Pimeän Risteys. Helsinki, Tammi 2023. Übersetzung Gabriele Schrey-Vasara (Maria Kallio 17, in der Rowohlt-Zählung 16)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar via NetGalley.de!

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