Finnland, Krimi

Leena Lehtolainen. Zeit zu sterben – Maria Kallio 7 (1999)

Ein ungewöhnlicher Krimi, in dem Kommissarin Maria Kallio nur eine Nebenrolle spielt.

Auch in diesem Buch berichtet eine Frau als Ich-Erzählerin, doch dieses Mal nicht Maria Kallio, was man nach anfänglicher Verwirrung dann doch recht schnell merkt. Säde arbeitet als Therapeutin in einem Frauenhaus und hat gerade eine der Frauen verloren: Nach zahlreichen Gewalttaten hat ihr Mann sie schließlich umgebracht. Das zeigt ihr eindrücklich, wie wenig sie und ihre Kollegen im Frauenhaus wirklich für die Misshandelten tun. Vor allem, weil die offizielle Maxime des Hauses ist, die Familien zusammenzuhalten. Sädes Chef Pauli glaubt immer noch, dass eine Standpauke von ihm die Männer von zu viel Gewalt abhalten kann.

Nichts zu verlieren

Säde glaubt es nicht mehr und für sie ist es an der Zeit, energischer etwas für die Frauen zu tun. Die erste Gelegenheit ergibt sich beinahe zufällig und eine Frau ist von ihrem prügelnden Ehemann erlöst. Ganz nebenbei wird aus der ruhigen und unscheinbaren jungen Frau eine andere: immer selbstbewusster tritt sie für die Frauen ein, geht auch mal ungewöhnliche Wege und legt sich mit ihrem Chef an. Schließlich hat sie nichts mehr zu verlieren und wann, wenn nicht jetzt, soll sie auch mal an sich denken und etwas tun, was sich für sie gut anfühlt? Und erstaunlicherweise ist Säde nicht länger unsichtbar, auch wenn die Verwicklungen am Ende beinahe etwas zu viel für sie werden.

Ungewöhnlich, aber sehr gut

Als Kallio-Fan brauchte ich bei diesem Band etwas länger, um mich in der Handlung und dem Erzählton wohlzufühlen. Ausführlich berichtet Autorin Lehtolainen von Sädes Alltag, von scheinbaren Banalitäten, von Beobachtungen am Rande … und nach einer Weile ist man so in den Bann der Geschichte gezogen, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Eine eher ruhige Spannung mit umso größerem Sog, auch wenn es hier nichts zu ermitteln oder aufzuklären gibt. Eine Rechtfertigung für Morde bietet der Krimi trotzdem nicht, aber man kann Sädes Gründe ach so gut verstehen!

Leena Lehtolainen. Zeit zu sterben. Hamburg, Rowohlt 2002. | Tappava Säde. Helsinki, Tammi 1999. Übersetzung Gabriele Schrey-Vasara (Maria Kallio 7 – bei Rowohlt als Band 11)

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