Ein vierjähriges Mädchen verschwindet aus dem Ferienhaus der Eltern. Ein Fall, der Kommissarin Sofia Hjortén, selbst hochschwanger, nahegeht.
Die kleine Ellie ist mit ihren Eltern aus Stockholm ins Ferienhaus in der Nähe von Örnsköldsvik gekommen, um ein paar Tage im Schnee zu verbringen. Doch schon in der ersten Nacht verschwindet sie, die Eltern, betäubt von Alkohol bzw. Schlaftabletten, haben nichts mitbekommen und rufen am nächsten Morgen verzweifelt bei der Polizei an. Sofort beginnt eine große Suchaktion, aber es werden keinerlei Spuren des Mädchens gefunden.
Frederik und Philipp
Sofia Hjortén macht bei den nervenaufreibenden Ermittlungen aber auch ihre Schwangerschaft zu schaffen, die auf ihr Ende zugeht. Sie hat ihren langjährigen Freund Kaj als Vater für ihr Baby ausgesucht, auch wenn der ihr jetzt gehörig auf die Nerven geht. Aus ihr und Frederik ist kein Paar geworden, aber gerade jetzt, zum Anfang dieser Ermittlung, taucht Frederik mit seinem Freund Philipp wieder bei ihr auf. Philipp wollte seine Freundin besuchen, traf sie dann aber nicht an und versank daraufhin in seinen diversen Problemen. Frederik ist aus Stockholm gekommen, um ihn abzuholen, aber Philipp weigert sich, die Gegend zu verlassen, bis seine Freundin gefunden ist.
Kaj und Mette
Also schlagen die beiden bei Sofia in ihrem Haus auf Udön auf, sehr zum Missfallen des eifersüchtigen Kajs. Der gibt sich als Mustervater und will auch seiner Ehefrau Mette einen Mutter-Platz sichern … Es ist absehbar, dass Sofia das irgendwann zu bunt werden wird, aber noch hat sie nicht die Energie für die Auseinandersetzung. Und eigentlich auch nicht für Philipp, sondern gerade noch so für die Ermittlungen. Hier wehrt sie sich noch sehr dagegen in Mutterschutz zu gehen oder Büroarbeit zu übernehmen, das lässt ihr Ehrgeiz nicht zu.
Noch mehr Vermisste …
Dabei gehen die Ermittlungen eher zäh voran. Die Suchaktionen bringen keine Erkenntnisse. Dass es eine weitere Vermisste in der Gegend gibt, wäre schon ein merkwürdiger Zufall, natürlich ahnen wir Leser:innen längst, dass und wie beides zusammenhängt. Dann verschwindet allerdings auch noch Amanda, die Mutter der kleinen Ellie. Und Frederik musste zurück nach Stockholm, weil seine Freundin Ida versucht hat, sich das Leben zu nehmen, als er am Telefon mit ihr Schluss machen wollte.
Spannend und atmosphärisch
Der Fall dieses zweiten Bandes hat mich überzeugt, die kleinen Einblicke in die Gedanken der Täterin oder des Täters schüren die Spannung. Wieder nimmt das Menschliche einen großen Raum ein – aber leider erklärt die Autorin furchtbar viel zum Hintergrund bzw. zu dem, was im ersten Band mit den Protagonisten geschehen ist. Das ist vielleicht nicht ganz überflüssig, wäre aber sicher geschickter möglich gewesen. Trotzdem eine spannende und atmosphärische Lektüre im kalten nordschwedischen Schnee.
Lina Areklew. Schärensturm. München, Goldmann 2023. | I mörkret. Stockholm, Bazar Förlag 2021. (Sofia Hjortén 2) Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!
