Frankreich, Krimi

Remy Eyssen. Trügerisches Lavandou – Dr. Leon Ritter 9 (2023)

Zwei entführte Kinder beschäftigen Gerichtsmediziner Leon Ritter und seine Lebensgefährtin, die Polizistin Isabelle Morell.

Hochsommer an der Côte d’Azur, auch Lavandou ist voller Touristen. Doch als Julie Marsenne in der Polizeidienststelle auftaucht, ist sofort klar, dass dieser Fall höchste Priorität erhält: Sie meldet ihre beiden Kinder vermisst, den siebenjährigen Lucas und seine vierjährige Schwester Louisa. Die Mutter hatte sie allein im Auto gelassen, während sie kurz in den Supermarkt ging – als sie wieder zum Auto kam, waren die beiden Kinder weg. Sofort organisiert die Polizei diverse große Suchaktionen, die allerdings ohne Erfolg bleiben.

Ein Fall von Erpressung

Stattdessen kommt eine Lösegeldforderung bei Julie an, es handelt sich also um Erpressung. Die Presse stürtzt sich natürlich auf die Geschichte und Julie versteht es auch geschickt, sich so zu präsentieren, dass das Interesse der Öffentlichkeit an dem Schicksal ihrer Kinder nicht erlahmt. Zur Lösegeldübergabe will sie keine Polizei mitnehmen, um die Sicherheit ihrer Kinder nicht zu gefährden. Sie fährt heimlich alleine los, doch Isabelle kann ihr hinterherfahren. Die Lösegeldübergabe scheitert. Und wieder dauert es Tage, bis sich die Entführer erneut melden.

Verdächtige

Neben der Suche nach den Kindern werden natürlich auch Verdächtige durchleuchtet, doch viele gibt es nicht. Eine Kirmes auf dem Dorfplatz ist eine erste Anlaufstelle, dort hatten die Kinder wenige Tage vor ihrem Verschwinden Zuckerwatte geschenkt bekommen. Ein grummeliger Gärtner arbeitet für die Marsennes sowie ein nicht viel fröhlicheres Kindermädchen. Der Vater der beiden Vermissten benimmt sich auch ein wenig sonderbar, doch es könnte auch an seinem Asperger liegen, dass er ein großes Labor besitzt, aber Schwierigkeiten hat, Gefühle zu zeigen.

Gestutzter Held

Lange Zeit hat der Gerichtsmediziner keine Anhaltspunkte für irgendwelche Schlussfolgerungen, worüber er aber andererseits auch froh ist. Vorerst kann er der Spurensicherung ein wenig helfen und DNA-Proben zuordnen … Doch natürlich kommt er auch noch zum Zuge und kann wichtige Erkenntnisse beisteuern. Allerdings ist er – glücklicherweise – dieses Mal nicht der strahlende Held, der am Ende im Sturm mit einem dramatischen Alleingang alle rettet! Dafür vielen Dank an den Autor, das wurde bereits etwas öde. Einen Sturm gibt es zum Finale doch wieder, dieses Mal darf allerdings Capitaine Morell ein wenig die Heldin sein, zwar dramatisch, aber nicht mit übermenschlichen Fähigkeiten, also insofern realistischer.

Absolutes Highlight

Auch wenn es in diesem Band weniger Action gibt als in vorherigen, kann ich ihn uneingeschränkt empfehlen! Die Spannung hält der Autor die ganze Zeit hoch, er nervt nicht mehr mit pausenlosem Radio-Nostalgie-Hören u.ä., doch für eine Partie Boule mit Véronique und ein Glas Rosé ist immer noch Platz innerhalb der Handlung. Kleine Pausen von der Spannung, dafür das Hinzufügen von Atmosphäre. Dieser Krimi ist auf jeden Fall ein Highlight innerhalb all der Krimis, die ich in diesem Jahr bereits gelesen habe. Herrlich, wenn die Vorfreude auf den neuen Band dann auch noch so belohnt wird!

Remy Eyssen. Trügerisches Lavandou. Berlin, Ullstein 2023. (Dr. Leon Ritter 9)

Mehr zum Autor und seiner Krimiserie aus der Provence auf der Autorenseite Remy Eyssen.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Und was meinst du dazu?