Frankreich

Marie Lamballe. Der Hortensiengarten (2017)

Ein Kloster in der Bretagne mit einem Hortensiengarten bildet den Hintergrund dieses Romans, der die Geschehnisse auf zwei unterschiedlichen Ebenen verbindet: In den 30er- und 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts ist der Hortensiengarten für Maelle LeHaziff ein verwunschener Ort. Erst Abenteuer-Ort für das Kind, dann Liebes-Versteck für die junge Frau. Im Jahr 2011 kommt die junge Steinmetzin Giselle Esch-Lamartine in das wieder in Betrieb genommene Kloster, um bei der Instandsetzung mitzuarbeiten.

Maelle LeHaziff und ihre beste Freundin Sema Tabarly wohnen nebeneinander, wachsen miteinander auf, mit ihren Brüdern Connan und Dustin LeHaziff und Marno Tabarly teilen sie die abenteuerliche Welt der Kindheit, trotz der harten bäuerlichen Arbeit. Als die jungen Leute gerade erwachsen werden, beginnt der Zweite Weltkrieg. Die jungen Männer müssen zur Armee, die Mädchen müssen die Arbeit der Männer mit erledigen. Eine harte Zeit beginnt.

Die große Liebe als Verrat

Bevor Dustin in den Krieg gezogen ist, haben er und Sema sich noch schnell verlobt, sie bekommt ein Kind von ihm. Maelle dagegen hat das Werben Marnos nicht erhört, unter Liebe stellt sie sich etwas anderes vor … Die lernt sie erst kennen, als plötzlich der deutsche Leutnant Peter Schmidt auf dem Hof der LeHaziff steht. Mit ein paar Männern nimmt er den Hof als Quartier, lässt sich bekochen und umsorgen. Doch im Vergleich zu vielen anderen deutschen Besatzern bleibt er fair, hilft sogar und er und Maelle finden die große Liebe. Was natürlich höchst gefährlich für beide ist. Ihr geheimer Treffpunkt ist der Hortensiengarten im verfallenen Kloster.

Nach dem Krieg

Lange dauert die Beziehung nicht, Peter wird wieder abkommandiert und gen Osten geschickt. Ein paar heimliche Briefe können beide noch wechseln, bevor der Kontakt abreißt. Jahre später kommt Marno aus dem Krieg nach Hause zurück, Maelle stimmt einer Ehe zu und zieht zu ihm auf den Nachbarhof. Auch ihr Bruder Connan ist zurückgekehrt und hat auf dem LeHaziff-Hof das Regiment übernommen, doch von Dustin fehlt jede Spur. Es gibt Gerüchte, dass er aus der Kriegsgefangenschaft nach England geflüchtet sei, ein Lebenszeichen erreicht weder seine Familie noch Sema. Doch eines Tages taucht Peter Schmidt wieder im Dorf auf …

Moderne Protagonistin

Steinmetzin Giselle Esch-Lamartine ist auf der Walz, reist von einem Auftrag zum nächsten, seit ihr Stiefvater die Werkstatt des Vaters übernommen hat. In einem bretonischen Kloster wartet ein neuer Auftrag auf sie, dem ein interessantes Angebot folgt: Sie könne die künstlerische Ausgestaltung des restaurierten Klosters „Notre Dame de la Forêt“ bei Huelgoat übernehmen. Die Aufgabe reizt die Künstlerin in Giselle, auch wenn das Klosterleben nicht ganz nach ihrem Geschmack ist.

Wiederbelebung eines Klosters

Das neue Kloster liegt mitten im Wald, um einen verfallenen Brunnen sind die Reste des Hortensiengartens zu erahnen. Vier Nonnen leben in dem Kloster, noch geht es darum, einen „Betrieb“ aufzubauen, Einnahmemöglichkeiten zu finden. Unterstützung erhalten die Nonnen von Yannik LeHaziff, der auf dem ererbten Hof im nahe gelegenen Dorf eine Ferienanlage aufbauen will. Doch Yannik und auch die Bemühungen der Nonnen werden sabotiert, das Kloster ist bevölkert von Schattenwesen und birgt ein Geheimnis, das ans Licht will.

Einigermaßen unterhaltsam

Die Autorin erzählt sehr detailreich vom Alltag auf beiden Zeitebenen, das bäuerliche Leben während des Zweiten Weltkriegs in der Bretagne kann man sich auf diese Weise sehr gut vorstellen. Auch die Liebesgeschichte wirkt dadurch trotz aller Klischees nicht nur kitschig. Auf der modernen Ebene ist Giselle eine ungewöhnliche junge Frau, die Darstellung der Nonnen des neuen Klosters gelingt der Autorin sehr gut.

Die Handlung allerdings schwankt zwischen absolut alltäglich und absolut an den Haaren herbeigezogen, wird damit irgendwie beliebig und plätschert auch vielfach einfach so vor sich hin. Das alles ist halbwegs unterhaltsam, ist allerdings weder besonders originell noch geht es irgendwo in die Tiefe, und auch die Bretagne spielt nicht wirklich eine Rolle, die die Handlung retten könnte. Den sprachlichen Stil möchte ich aber hervorheben, der gefiel mir an vielen Stellen sehr gut.

Marie Lamballe. Der Hortensiengarten. Bretagne-Roman. Köln: Bastei-Lübbe, 2017.

Und was meinst du dazu?