Deutschland, Krimi

Nele Neuhaus. Muttertag – Bodenstein/Kirchhoff 9 (2018)

Kriminalhauptkommissarin Pia Sander hat in den Osterferien gerade ihren Umzug hinter sich gebracht, als sie am ersten Arbeitstag zu einem Todesfall gerufen wird: In Mammolshain liegt der über 80-jährige Theodor Reifenrath tot in seinem Haus – bereits seit zwei Wochen. Ob es sich um ein Verbrechen handelt, ist zunächst nicht klar. Allerdings liegen im Hundezwinger menschliche Knochen …

Dass ein allein lebender, alter Mensch eine ganze Weile tot in seiner Wohnung liegen kann, scheint gar nicht so selten zu sein. Im Fall von Theodor Reifenrath sind allerdings auch Auto und Brieftasche aus dem Haus verschwunden. Und sein Hund war im Zwinger eingesperrt, was Reifenrath nach Aussagen der Nachbarn niemals gemacht hat. Da sich seit dem Tod Reifenraths ganz offensichtlich niemand um den Hund gekümmert hatte, hat er angefangen, unter dem Betonfundament zu buddeln, und dabei Leichenteile hervorgezerrt.

Serienmord

Drei Frauenleichen finden sich unter dem Beton – war der alte Reifenrath ein Serienmörder? Doch dann stellt sich heraus, dass in derselben Art und Weise noch weitere Frauen umgebracht wurden, die an anderen Stellen gefunden wurden. Sie alle waren in Folie eingewickelt, sind ertrunken und wurden zeitweise in einer Tiefkühltruhe aufbewahrt. Und jede starb am Muttertag. Und zwar auch in den letzten Jahren, in denen der alte Reifenrath körperlich wohl eher nicht mehr in der Lage zu einem solchen Kraftakt war. Doch irgendwie muss er mit der Sache zu tun gehabt haben.

Pflegekinder

Da Pia Sander und ihre Kollegen schnell herausfinden, dass Theodor Reifenrath und seine Frau Rita viele Jahre Pflegekinder in ihrem Haus aufgenommen und gequält haben, engt das den Kreis der Verdächtigen ein. Das EInwickeln in Folie, das Untertauchen in der Badewanne, sogar das Einsperren in einer Tiefkühltruhe gehörten zu den grausamen Erziehungsmethoden des Ehepaares Reifenrath. Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein sind überzeugt, dass der Serienmörder unter den ehemaligen Pflegekindern der Reifenraths zu finden ist. Oder vielleicht ist es sogar der Enkel, Fridtjof Reifenrath, heute ein bekannter Wirtschaftsboss? Er wuchs ebenfalls im Haus auf.

Ganz großes Kino

Das lange Personenregister am Anfang des Krimis zeigt schon, dass den Leser kein Kammerstück erwartet. Auch wenn man das am Anfang bei einigen etwas langatmigen Erklärungen – zum Beispiel zu Bodensteins Ehe und seinen Frühstücksgewohnheiten – fast erwarten würde. Nein, dieser Krimi bietet viel: viele Leichen, viele Verdächtige, viele Motive, viele Tiefkühltruhen, dazu auch noch einen Waffenfund, einen detaillierten Blick in und unter den Frankfurter Flughafen, viele Erläuterungen zur Pathologie und Psychologie, ein Handlungsstrang aus Zürich, viele verlassene Kinder und natürlich ist wieder ein Ermittler sehr persönlich betroffen. Das ist schon sehr viel für einen einzelnen Krimi – allerdings fügt Nele Neuhaus alles zu einer sehr spannenden Handlung zusammen, der man als Leser atemlos folgt bis zum hochdramatischen Finale. Auch wenn anfangs einige Stellen irritieren, an denen scheinbar unbedingt Fachwissen untergebracht werden sollte, ist dieser Krimi ganz großes Kino!

Nele Neuhaus. Muttertag. Berlin: Ullstein, 2018. (Bodenstein/Kirchhoff-Sander 9)

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Mehr zur Autorin und zu ihrer Serie auf der Autorenseite Nele Neuhaus.

2 Gedanken zu „Nele Neuhaus. Muttertag – Bodenstein/Kirchhoff 9 (2018)“

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